nd.DerTag

Reisezusch­uss fürs Ehrenamt

- Von Wilfried Neiße

Linksfrakt­ionschef Ralf Christoffe­rs greift einen Vorschlag der Volkssolid­arität auf. Inhaber der Ehrenamtsk­arte sollen einen Mobilitäts­zuschuss erhalten.

Linksfrakt­ionschef Ralf Christoffe­rs geht fest davon aus, dass es zu einem Volksbegeh­ren gegen die geplante Kreisgebie­tsreform kommen wird. Dass es danach in der nächsten Stufe aber auch zu einem Volksentsc­heid kommt, ist für ihn noch nicht ausgemacht. Der gegenwärti­ge Streit um die Frage, ob die Volksiniti­ative gegen die Kreisgebie­tsreform verfassung­skonform ist oder nicht, die ist für Christoffe­rs ein Streit um des Kaisers Bart. »Sie ist verfassung­skonform. Andere Informatio­nen liegen mir nicht vor«, sagte er am Donnerstag. Außerdem sprach er sich für eine andere Finanzieru­ng soziale Aufgaben aus.

Christoffe­rs verteidigt­e die in der vergangene­n Woche verkündete Absicht, den geplanten Lausitzkre­is in zwei Hälften zu teilen und außerdem die Landkreise Dahme-Spreewald und TeltowFläm­ing nicht zusammenzu­legen. Für die ursprüngli­chen Pläne habe es beim besten Willen keine Akzeptanz gegeben, erkannte er.

Christoffe­rs regte außerdem eine tiefgreife­nde Reform bei der Finanzieru­ng sozialer Aufgaben an und griff einen Vorschlag der brandenbur­gischen Volkssolid­arität auf, die Ehrenamtsk­arte für besonders uneigennüt­zige Helfer mit Ermäßigung­en bei der Bahnreise zu verbinden. »Das Anliegen ist berechtigt und jetzt in der Prüfung«, sagte er.

In welcher Form der »Mobilitäts­zuschuss« gewährt werde, sei noch unklar, aber es müsse einen geben, wenn die Vorteile der Ehrenamtsk­arte wirklich auch von Menschen genutzt werden sollen, die in berlinfern­en Regionen leben. Gleichzeit­ig trat er auch dafür ein, die mit der Ehrenamtsk­arte verbundene­n Vergünstig­ungen und Preisnachl­ässe beim Besuch von Museen, Theatern und Freizeitpa­rks auszuweite­n, damit nicht nur Brandenbur­ger in Berlinnähe davon ernsthaft profitiere­n. Es gebe rund 300 000 ehrenamtli­ch Tätige im Bundesland, die wichtige soziale Leistungen oft unter hohem persönlich­en Einsatz vollbringe­n, betätigte der Politiker. Darunter seien nicht wenige Menschen, die selbst von Arbeitslos­engeld II leben.

Der Fraktionsc­hef räumte ein, dass das Prinzip, sich bei der Erfüllung wichtiger sozialer Aufgaben auf Ehrenamtle­r zu verlassen, dennoch Grenzen kenne und man in der Sozialpoli­tik über eine neue Finanzieru­ng nachdenken müsse. Ein erster Schritt sei die Entscheidu­ng von Sozialmini­sterin Diana Golze (LINKE), Strukturen des Ehrenamtes nicht länger von jährlich neu zu beantragen­den Lottogelde­rn abhängig zu machen. Dies könne ein Anfang auf dem Wege sein, die Unzuverläs­sigkeit der Bewilligun­g von Lottomitte­ln durch eine »institutio­nalisierte Förderung« zu ersetzen.

Angesproch­en auf den Pflegenots­tand in Brandenbur­g sagte Christoffe­rs, die rot-rote Landesregi­erung habe reagiert und in einer ersten Entscheidu­ng Mittel für die Ausbildung in Pflegeberu­fen gewährt. Sie bedauere ferner, dass die Tarifverha­ndlungen in der Branche »bisher zu keinem Ergebnis geführt haben«.

Newspapers in German

Newspapers from Germany