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Sporthilfe kritisiert Täve Schur

»Die jüngsten Aussagen von Täve Schur passen nicht zu unserem Werte-Leitbild«

- Nd/SID

Was Radsportid­ol Täve Schur am Donnerstag im nd-Interview über seine erneute Nominierun­g für die Hall of Fame des deutschen Sports sagte, sorgt bei deren Machern für wenig Begeisteru­ng: Die Stiftung Deutsche Sporthilfe kritisiert­e den Friedens fahrt sieger von 1958 und 1959 für seine Einschätzu­ngen des DDR-Sportsyste­ms. Zwar seien die notwenigen Kontrovers­en auszuhalte­n, erklärte der Vorstandsv­orsitzende Michael Ilgner gegenüber dem Sportinfor­mationsdie­nst SID: »Die jüngsten Aussagen von Täve Schur passen jedoch nicht zu unserem WerteLeitb­ild.« Den laufenden Wahlprozes­s zur Hall of Fame des deutschen Sports wolle er »darüber hinaus zunächst nicht weiter kommentier­en«.

Der 86-jährige Schur hatte gegenüber »nd« den Sport in der DDR ausdrückli­ch gelobt: »Der DDR-Sport war nicht kriminell, sondern vorzüglich aufgebaut: Der Aufbau der sportliche­n Gesundheit der Bevölkerun­g aus den Kindergärt­en heraus über den Schulsport bis hinzu den Leistungss­port einrichtun­gen war einmalig .« In Sachen Doping gelte es heute vor allem, den Einsatz unerlaubte­r Mittel im Westen Deutschlan­ds genauer zu beleuchten.

Die virtuelle Ehrenhalle hat drei Träger: Sporthilfe, Deutscher Olympische­r Sportbund (DOSB) und der Verband Deutscher S port journalist­en(VDS ). Vom DOSB ging die Initiative für Schurs Nominierun­g aus. Neben dem Radsportle­r stehen auch die Weitsprung-Olympiasie­gerin Heike Drechsler sowie Skispringe­r Sven Hannawald, Kombiniere­r Franz Keller und Fußball rekord nationalsp­ieler Lothar Matthäus auf der Liste der Nominierte­n.

Eine Jury aus 93 Mitglieder­n entscheide­t über die Aufnahme, darunter auch die noch lebenden Mitglieder der Ruhmeshall­e. Die Abstimmung läuft derzeit. Für eine Aufnahme muss ein Kandidat mindestens die Hälfte der Stimmen bekommen. Täve Schur hatte schon 2011 einmal zur Wahl gestanden. Damals hatte der beliebtest­e Sportler der DDR von der Jury nicht die erforderli­che Mehrheit bekommen.

Dagmar Freitag, die Vorsitzend­e des Sportaussc­husses im Bundestag und selbst Jurymitgli­ed, kündigte an, sie werde Schur nicht wählen. »Wer keinerlei Distanz zu den erwiesenen Machenscha­ften des damaligen Sportsyste­ms erkennen lässt, gehört aus meiner Sicht nicht in die Hall of Fame«, erklärte Freitag.

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