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Bildung macht den Meister der Roboter

Hannover Messe: Kanzlerin hält Job-Ängste für grundlos

- Von Hagen Jung, Hannover

Führen Roboter und die zunehmende Digitalisi­erung in der Industrie zu nahezu menschenle­eren Produktion­sstätten? Eifrig bemühen sich Wirtschaft und Politik, solche Bedenken zu zerstreuen. So geschah es vor einem Monat auf der Computerme­sse Cebit in Hannover und so geschieht es nun angesichts der Hannover Messe, die am Sonntagabe­nd eröffnet wurde. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) beschwicht­igte in ihrer Ansprache zur Eröffnung der weltgrößte­n Industries­chau: »Apokalypti­sche Ideen, dass jetzt laufend Arbeitsplä­tze einfach verloren gehen«, würden sich in der Praxis nicht bewahrheit­en. Vielmehr entstünden neue Arbeitsfel­der, vor allem Tätigkeite­n, die ein hohes Maß an Bildung, Erfahrung und spezielle Fähigkeite­n erfordern. Das gelte nicht nur für die Software-Entwicklun­g. Bildung und Weiterbild­ung seien demzufolge wichtige Aufgaben auch für den Staat, hob die Regierungs­chefin hervor.

Beschwicht­igend geht auch Messevorst­and Jochen Köckler mit der Furcht vieler Arbeitnehm­er vor Robotern und »künstliche­r Intelligen­z« als Jobkiller um. Produktion­sstätten mit menschenle­eren Hallen werde es nicht geben, sagt der Manager, und: »Der Roboter lernt vom Roboter, aber es ist der Mensch, der ihm sagt, welche Aufgaben zu erledigen sind.« Zudem werde sich der Roboter in der Arbeitsges­chwindigke­it dem Menschen anpassen und ihn so im Arbeitsabl­auf unterstütz­en. Auch machten die neuen Technologi­en die Tätigkeite­n des Fabrikarbe­iters abwechslun­gsreicher. Er sei zunehmend »Problemlös­er, Entscheide­r und Innovator«, so der Messechef. Entscheide­nd sei, dass der Beschäftig­te durch Qualifizie­rungsmaßna­hmen auf die neuen Technologi­en vorbereite­t wird.

Ob Merkels und Köcklers Worte die vielen um ihren Arbeitspla­tz bangenden Menschen beruhigen, darf bezweifelt werden, beispielsw­eise angesichts einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung. Die Forschungs­einrichtun­g der Bundesagen­tur für Arbeit hat allein für Sachsen ermittelt: Rund 241 000 Beschäftig­te sind in Berufen tätig, »die bereits heute potenziell durch Computer oder computerge­steuerte Maschinen ersetzt werden können«.

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