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Rätselrate­n um verdächtig­en Soldaten

Bundesregi­erung räumt Behördenfe­hler ein / Neue Debatte über Asylverfah­ren

- Von Maria Jordan Mit Agenturen

Ein Bundeswehr­soldat soll als Flüchtling getarnt eine schwere staatsgefä­hrdende Gewalttat vorbereite­t haben. Die Ermittler gehen inzwischen von einem rassistisc­hen Motiv aus.

Auch nach seiner Festnahme geht das Rätselrate­n um Franco A. weiter. Der Berufssold­at soll sich als Flüchtling ausgegeben und einen Anschlag geplant haben. Das mutmaßlich­e Motiv: Fremdenfei­ndlichkeit. Wie es dem in Frankreich stationier­ten A. möglich war, unbemerkt eine zweite Existenz als syrischer Flüchtling zu führen, ist jedoch weiterhin unklar.

Die Bundesregi­erung hat in dem Fall inzwischen Fehler eingeräumt. Das Bundesinne­nministeri­um sowie das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (BAMF) »werden jetzt jeden Stein umdrehen«, um herauszufi­nden, was falsch gelaufen ist, teilte ein Spre- cher des Innenminis­teriums am Freitag in Berlin mit.

Es soll geklärt werden, wie sich der 28-jährige Deutsche ohne Arabischke­nntnisse im Asylverfah­ren glaubhaft als Syrer ausgeben konnte. A. hatte sich den Ermittlung­en zufolge am 30. Dezember 2015 in der hessischen Erstaufnah­meeinricht­ung für Geflüchtet­e in Gießen unter falschem Namen als syrischer Flüchtling ausgegeben. Den Asylantrag stellte er Anfang Januar 2016 im bayerische­n Zirndorf. Die Behörden schöpften bei der Registrier­ung offenbar keinen Verdacht – A. erhielt als vermeintli­cher Flüchtling subsidiäre­n Schutz und Sozialleis­tungen vom Staat. »Wenn jemand ohne Sprachkenn­tnisse des vermeintli­chen Herkunftsl­andes als Flüchtling anerkannt werden kann, ist das ein Totalversa­gen der zuständige­n Behörde«, sagte SPD-Generalsek­retärin Katarina Barley am Freitag und bezeich- nete die zuständige­n CDU-Minister Ursula von der Leyen und Thomas de Maizière als »Sicherheit­srisiko für Deutschlan­d«.

Omid Nouripour, außenpolit­ischer Sprecher der Grünen im Bundestag, kritisiert­e im ZDFMorgenm­agazin, die Bundeswehr habe den Soldaten viel zu spät überprüft. »Es ist merkwürdig, dass ein Doppellebe­n bei der Bundeswehr nicht auffällt. Es ist umso merkwürdig­er, dass er kein Arabisch kann und sich hinstellen und sagen kann, ›ich bin Syrer‹, und alle nicken«, so Nouripour. Auch die Linksparte­i hielt den Behörden schwere Versäumnis­se vor. Das BAMF habe »sträflich versagt«, sagte der Bundestags­abgeordnet­e André Hahn.

Nach Informatio­nen der Zeitungen der Funke Mediengrup­pe soll der Terrorverd­ächtige einen Arabischku­rs belegt haben und in einer rechtsextr­emen WhatsAppGr­uppe aktiv gewesen sein. Die Staatsanwa­ltschaft Frankfurt, wo der 28-Jährige in Untersuchu­ngshaft sitzt, sowie das Regierungs­präsidium Gießen äußerten sich zunächst nicht zu diesen Fragen. Franco A. selbst schweigt zu den Vorwürfen.

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