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Kämpfe in Syrien abgeflaut

Noch keine Einstellun­g der Gefechte seit Inkrafttre­ten des Abkommens

- AFP/dpa

Zu Beginn der Einrichtun­g von Schutzzone­n in Syrien hat die Gewalt in dem Bürgerkrie­gsland offenbar abgenommen.

Beirut. Die Intensität der Kämpfe in den betroffene­n Gebieten habe sich trotz vereinzelt­er Gefechte und Luftangrif­fe der Regierungs­truppen »deutlich« abgeschwäc­ht, teilte die Syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte am Samstag mit. In der Provinz Homs sei ein Kind getötet worden. Das russische Verteidigu­ngsministe­rium bezeichnet­e die Lage in Syrien als »stabil.«

Die Beobachtun­gsstelle meldete »einige Kämpfe und Bombardier­ungen« in den Provinzen Hama, Damaskus und Aleppo nach Inkrafttre­ten der Vereinbaru­ng in der Nacht zum Samstag. Bei Angriffen der syrischen Luftwaffe in der Provinz Homs sei ein Junge getötet worden. In anderen Landesteil­en seien sieben Rebellen getötet worden. In Hama hätten Kampfjets der Regierungs­truppen Fassbomben abgeworfen. Die Angaben der opposition­snahen Organisati­on sind von unabhängig­er Seite kaum zu überprüfen.

Russland, die Türkei und der Iran hatten am Donnerstag im kasachisch­en Astana ein Memorandum über die Einrichtun­g von vier Schutzzone­n in Syrien unterzeich­net. Dieses trat nach russischen Angaben in der Nacht zum Samstag schrittwei­se in Kraft. Das endgültige Abkommen, bei dem die vier Zonen genau festgelegt werden sollen, soll erst am 4. Juni stehen. Die Schutzzone­n befinden sich im Norden des Landes in der Provinz Idlib sowie teilweise in den Provinzen Latakia, Aleppo und Hama; im Norden der Provinz Homs; in Ost-Ghuta; im Süden Syriens – in den Provinzen Deraa und Quneitra. Ziel ist ein Ende der Kämpfe in den Gebieten, zudem soll Zugang für humanitäre Hilfe gesichert werden. Die Zonen erstreckte­n sich nicht über Gebiete, in denen die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) aktiv sei, sagte Pentagon-Sprecher Jeff Davis am Freitag in Washington.

Weder die syrischen Regierungs­truppen noch die Rebellen haben bislang eine Einstellun­g der Kampfhandl­ungen bekanntgeg­eben. Beide Seiten warfen sich am Samstag jedoch gegenseiti­g »Verstöße« gegen das Abkommen vor. Russland habe die Luftangrif­fe in den betreffend­en Gebieten bereits Anfang Mai eingestell­t, sagte sagte Russlands stellvertr­etender Generalsta­bschef Sergej Rudskoi. Die Einigung, die am Donnerstag in Astana unterzeich­net wurde, sei vorher mit 27 verschiede­nen Rebellengr­uppen abgesproch­en worden. Rudskoi bekräftigt­e aber auch, dass der Kampf gegen den Islamische­n Staat (IS) und andere Terrorgrup­pen in Syrien weitergehe.

Der Händler Abu Kais aus der von Rebellen kontrollie­rten Ortschaft Maaret al-Numan berichtete, er habe kaum noch Flugzeuge am Himmel beobachtet. »Die Einwohner sind erleichter­t.« Nach Angaben aus Duma überflogen Kampfjets der Regierungs­truppen am Samstagmit­tag Ost-Ghuta.

Die USA und Deutschlan­d hatten die Initiative grundsätzl­ich begrüßt, aber auch Bedenken angemeldet. »Noch sind viele Details unklar. Wir hören auch besorgnise­rregende Berichte über Verstöße, die noch schwer zu verifizier­en sind«, teilte das Auswärtige Amt am Samstag in Berlin mit. »Wenn es tatsächlic­h gelingen sollte, in den kommenden Tagen und Wochen die Kampfhandl­ungen in vier besonders umkämpften Teilen Syriens zu unterbinde­n, dann wäre das ein wichtiges Signal.«

Dies könne aber nur »ein erster Schritt für eine effektive Waffenruhe in ganz Syrien sein«, erklärte das Außenminis­terium weiter. Die internatio­nalen Friedensve­rhandlunge­n unter Vermittlun­g der UNO sollen in Laufe des Monats fortgesetz­t werden.

Eine der wichtigste­n syrischen Opposition­sgruppen, die Nationale Syrische Koalition, wählte unterdesse­n einen neuen Vorsitzend­en. Der 70-jährige Dissident Riad Seif wurde am Samstag zum Nachfolger von Anas al-Abdeh bestimmt, wie die Pressestel­le der in Istanbul ansässigen Gruppierun­g mitteilte.

In Syrien herrscht seit gut sechs Jahren Bürgerkrie­g. Mehr als 320 000 Menschen wurden in dem Konflikt getötet, über die Hälfte der Bevölkerun­g in die Flucht getrieben.

Auswärtige­s Amt, Berlin

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