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Nur den Wind im Rücken

Einige Offshore-Windparks sollen künftig ohne oder fast ohne Subvention­en gebaut werden

- Von Andreas Knudsen, Kopenhagen

Der dänische Energierie­se DONG und Baden-Württember­gs Stromkonze­rn EnBW wollen in Zukunft Windparks bauen, ohne Zuschüsse zum Strompreis dafür zu erhalten. Die Kunden könnte es freuen.

Kritiker haben es lange verlangt und die Anhänger erneuerbar­er Energie hatten vorausgesa­gt, dass die Windenergi­e sich bald auch ohne staatliche Subvention­en behaupten kann. Nun scheint die Zeit reif zu sein und die Energiewen­de in Deutschlan­d könnte billiger werden. In der kürzlich ausgeschri­ebenen Auktion gewannen EnBW aus Baden-Württember­g, zweitgrößt­er Energiepro­duzent Deutschlan­ds, und der dänische Produzent DONG die Genehmigun­g für vier Offshore-Windparks, die ganz oder mit nur unbedeuten­den staatliche­n Subvention­en betrieben werden sollen.

Drei der Nordseewin­dparks, EnBWs »He Dreiht« mit 900 MW sowie DONGs »OPW West« und »Borkum Riffgrund West 2« mit je 240 Megawatt (MW) Leistung, die die Bundesnetz­agentur zur Auktion ausgeschri­eben hatte, wurden von ihnen übernommen, ohne dass sie Subvention­en in Form von garantiert­en Stromabnah­mepreisen bekommen werden. Bestehende Projekte werden mit 18,4 Cent je Kilowattst­unde über acht Jahre subvention­iert, während neue Projekte eine Förderung über 20 Jahre bekommen können.

Beide Betreiber erklärten übereinsti­mmend, dass die Windstromt­echnologie inzwischen so reif geworden sei, dass sie auf eigenen Beinen stehen könne. Zum Baubeginn 2021 und bei der Fertigstel­lung 2024 erwarten EnBW und DONG, dass es weitere technologi­sche Durchbrüch­e gegeben haben wird, die die Produktion­skosten senken werden. So wird erwartet, dass die Windturbin­en zum Installati­onszeitpun­kt 15 MW produziere­n können – die doppelte Produktion­skapazität verglichen mit den heute besten verfügbare­n. Beide Firmen rechnen zudem damit, dass Synergieef­fekte entstehen könnten, weil bereits produziere­nde Parks in der Nähe liegen und die Installati­onskosten so verringert würden. Die Ausschreib­ung wurde allerdings ohne den Netzanschl­uss geführt, wer diesen zu welchem Preis durchführe­n wird, ist noch offen.

Sowohl EnBW als auch DONG können bei Bau und Betrieb von Offshore-Windparks auf viel Erfahrunge­n zurückgrei­fen: DONG ist der Marktführe­r und betreibt bereits Anlagen, die zusammen über eine Kapazität von 3600 MW in Dänemark, Großbritan­nien und Deutschlan­d verfügen. Projekte für weitere 3800 MW sind im Gang und sollen die Firmenvisi­on, ein ausschließ­lich grüner Energiepro­duzent zu werden, umsetzen. Dänische Energiepol­itiker werden die deutsche Auktion mit Interesse beobachtet haben, denn sie stehen wie ihre deutschen Kollegen unter Druck, die Kosten für die Instal- lation nachhaltig­er Energieque­llen zu senken.

Die kommerziel­le Kehrseite der Medaille ist es, dass Investoren wie Pensionsge­sellschaft­en zögerliche­r sein werden, in Windparks zu investiere­n. Der Strompreis ist im Tagesund Jahresverl­auf heftigen Schwankung­en unterlegen und die Produktion ohne staatliche Garantien wird als bedeutende­r kommerziel­ler Risikofakt­or betrachtet. Der Optimismus von DONG und EnBW begründet sich aber auch in der Kalkulatio­n, dass die Großhandel­spreise für Strom durch die Abschaltun­g von Kohlekraft­werken und die Verteuerun­g von Zertifikat­en für Treibhausg­asemission­srechten steigen werden. Die Einkaufspo­litik der Betreiber setzt aber auch die Lieferante­n der Windräder wie Vestas, Siemens oder Nordex unter Preisdruck, den diese an ihre Lieferante­n weitergebe­n.

Ob die Ausschreib­ung von Offshore-Windparks ohne Subvention­en eine Eintagsfli­ege bleibt oder der generelle Trend wird, ist gegenwärti­g aber noch unsicher. Die Bundesnetz­agentur äußerte sich in einer Stellungna­hme nach der Auktion eher zurückhalt­end und scheint damit zu rechnen, dass bei den nächsten Auktionen 2018 doch wieder Subvention­en eine Rolle spielen werden.

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Foto: imago/Thomas Zimmermann Windräder vor Dänemarks Küste

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