Nur den Wind im Rücken
Einige Offshore-Windparks sollen künftig ohne oder fast ohne Subventionen gebaut werden
Der dänische Energieriese DONG und Baden-Württembergs Stromkonzern EnBW wollen in Zukunft Windparks bauen, ohne Zuschüsse zum Strompreis dafür zu erhalten. Die Kunden könnte es freuen.
Kritiker haben es lange verlangt und die Anhänger erneuerbarer Energie hatten vorausgesagt, dass die Windenergie sich bald auch ohne staatliche Subventionen behaupten kann. Nun scheint die Zeit reif zu sein und die Energiewende in Deutschland könnte billiger werden. In der kürzlich ausgeschriebenen Auktion gewannen EnBW aus Baden-Württemberg, zweitgrößter Energieproduzent Deutschlands, und der dänische Produzent DONG die Genehmigung für vier Offshore-Windparks, die ganz oder mit nur unbedeutenden staatlichen Subventionen betrieben werden sollen.
Drei der Nordseewindparks, EnBWs »He Dreiht« mit 900 MW sowie DONGs »OPW West« und »Borkum Riffgrund West 2« mit je 240 Megawatt (MW) Leistung, die die Bundesnetzagentur zur Auktion ausgeschrieben hatte, wurden von ihnen übernommen, ohne dass sie Subventionen in Form von garantierten Stromabnahmepreisen bekommen werden. Bestehende Projekte werden mit 18,4 Cent je Kilowattstunde über acht Jahre subventioniert, während neue Projekte eine Förderung über 20 Jahre bekommen können.
Beide Betreiber erklärten übereinstimmend, dass die Windstromtechnologie inzwischen so reif geworden sei, dass sie auf eigenen Beinen stehen könne. Zum Baubeginn 2021 und bei der Fertigstellung 2024 erwarten EnBW und DONG, dass es weitere technologische Durchbrüche gegeben haben wird, die die Produktionskosten senken werden. So wird erwartet, dass die Windturbinen zum Installationszeitpunkt 15 MW produzieren können – die doppelte Produktionskapazität verglichen mit den heute besten verfügbaren. Beide Firmen rechnen zudem damit, dass Synergieeffekte entstehen könnten, weil bereits produzierende Parks in der Nähe liegen und die Installationskosten so verringert würden. Die Ausschreibung wurde allerdings ohne den Netzanschluss geführt, wer diesen zu welchem Preis durchführen wird, ist noch offen.
Sowohl EnBW als auch DONG können bei Bau und Betrieb von Offshore-Windparks auf viel Erfahrungen zurückgreifen: DONG ist der Marktführer und betreibt bereits Anlagen, die zusammen über eine Kapazität von 3600 MW in Dänemark, Großbritannien und Deutschland verfügen. Projekte für weitere 3800 MW sind im Gang und sollen die Firmenvision, ein ausschließlich grüner Energieproduzent zu werden, umsetzen. Dänische Energiepolitiker werden die deutsche Auktion mit Interesse beobachtet haben, denn sie stehen wie ihre deutschen Kollegen unter Druck, die Kosten für die Instal- lation nachhaltiger Energiequellen zu senken.
Die kommerzielle Kehrseite der Medaille ist es, dass Investoren wie Pensionsgesellschaften zögerlicher sein werden, in Windparks zu investieren. Der Strompreis ist im Tagesund Jahresverlauf heftigen Schwankungen unterlegen und die Produktion ohne staatliche Garantien wird als bedeutender kommerzieller Risikofaktor betrachtet. Der Optimismus von DONG und EnBW begründet sich aber auch in der Kalkulation, dass die Großhandelspreise für Strom durch die Abschaltung von Kohlekraftwerken und die Verteuerung von Zertifikaten für Treibhausgasemissionsrechten steigen werden. Die Einkaufspolitik der Betreiber setzt aber auch die Lieferanten der Windräder wie Vestas, Siemens oder Nordex unter Preisdruck, den diese an ihre Lieferanten weitergeben.
Ob die Ausschreibung von Offshore-Windparks ohne Subventionen eine Eintagsfliege bleibt oder der generelle Trend wird, ist gegenwärtig aber noch unsicher. Die Bundesnetzagentur äußerte sich in einer Stellungnahme nach der Auktion eher zurückhaltend und scheint damit zu rechnen, dass bei den nächsten Auktionen 2018 doch wieder Subventionen eine Rolle spielen werden.