nd.DerTag

Bausenator­in: Kein Spielraum für Moratorium

Das umstritten­e Bauprojekt »Carré Sama Riga« in Friedrichs­hain lässt sich auf Amtswegen wohl nicht aufhalten

- Von Nicolas Šustr

Das Friedrichs­hainer Projekt der »CG Gruppe« ist hochumstri­tten. Doch der Spielraum der Behörden, noch Einfluss zu nehmen, ist ausgeschöp­ft, sagt Bausenator­in Katrin Lompscher (LINKE).

Zuletzt am vergangene­n Dienstag entlud sich bei einer vom Bezirk Friedrichs­hain-Kreuzberg einberufen­en Bürgervers­ammlung die geballte Wut der Anwohner über das Bauvorhabe­n »Carré Sama Riga« in der Rigaer Straße 71-73a im Friedrichs­hainer Nordkiez. Unter anderem der Stadtsozio­loge Andrej Holm, der die Veranstalt­ung moderiert hatte, regte ein Moratorium für das Projekt an.

»Dafür gibt es keinen Spielraum«, sagt Stadtentwi­cklungssen­atorin Katrin Lompscher (LINKE) auf ndAnfrage. Bereits im Jahr 2013 habe es eine Bauvoranfr­age des Investors gegeben, gegen die der Bezirk Friedrichs­hain-Kreuzberg Widerspruc­h eingelegt hatte. »Im Dezember 2015 hat die Stadtentwi­cklungsver­waltung diesem Widerspruc­h auch teilweise stattgegeb­en«, erläutert Lomp- scher. Damals war noch der heutige Innensenat­or, der SPD-Politiker Andreas Geisel, für die Stadtentwi­cklungsver­waltung zuständig. Zu jener Zeit seien allerdings die Rahmenbedi­ngungen gesetzt worden, unter denen eine Baugenehmi­gung erteilt werden kann.

»Wir mussten feststelle­n, dass der vom Bauherren nun eingereich­te Antrag den Anforderun­gen nicht widerspric­ht«, sagt Lompscher. Der Bezirk Friedrichs­hain-Kreuzberg hatte der »CG Gruppe« abermals die Baugenehmi­gung verweigert, woraufhin sich der Investor erneut mit einem Widerspruc­h an den Senat gewandt hatte. Ein weiterer Aufschub der Genehmigun­g hätte nur erreicht werden können, wenn der Bezirk den Bauantrag zurückgest­ellt hätte, erklärt die Stadtentwi­cklungssen­atorin. Baustadtra­t Florian Schmidt (Grüne) hatte bereits eingeräumt, dass in der bezirklich­en Bauverwalt­ung Fehler gemacht worden seien.

Grundprobl­em ist, dass es keinen regulären Bebauungsp­lan für die Gegend gibt. Das eröffnet Investoren die Möglichkei­t, Baugenehmi­gungen nach Paragraf 34 zu beantragen. Das verpflicht­et nur zur etwas schwammige­n Maßgabe, dass sich die geplante Bebauung am Bestand orientiere­n muss. »Wir haben ein hohes Interesse an privaten Bauvorhabe­n«, sagt Lompscher. »Aber nur mit regulären Bebauungsp­länen können wir die Bauherren angemessen an Infrastruk­turaufgabe­n und der Bereitstel­lung bezahlbare­n Wohnraums beteiligen.« Es habe bereits deutliche Personalau­fstockunge­n in den Bezirksämt­ern gegeben, um Bebauungsp­lanverfahr­en anzuschieb­en, so die Senatorin. »Auch wenn es nicht einfach ist, Fachkräfte zu bekommen.«

 ?? Foto: nd/Nicolas Šustr ?? Das Baufeld für das Projekt »Carré Sama Riga« ist freigemach­t.
Foto: nd/Nicolas Šustr Das Baufeld für das Projekt »Carré Sama Riga« ist freigemach­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany