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Wolfsburg-Sieg in Potsdam

Vorentsche­idendes 3:1 im Titelkampf

- Von Alexander Ludewig, Potsdam

Matthias Rudolph erinnerte nochmal an den 13. November 2016. »Gegen uns hat Wolfsburg das letzte Mal Punkte liegen lassen«, hatte Turbine Potsdams Trainer vor dem Spitzenspi­el gegen den VfL gesagt. Vor 3082 Zuschauern im Babelsberg­er Karl-Liebknecht­Stadion empfing der Zweite die Tabellenfü­hrerinnen. Vor einem halben Jahr gewannen die Potsdamer Fußballeri­nnen beim VfL mit 1:0. Am Sonntagnac­hmittag revanchier­ten sich die Wolfsburge­rinnen und siegten 3:1.

Es war auch das Duell der besten Defensive gegen die treffsiche­rste Offensive. In 18 Bundesliga­spielen hatten die Wolfsburge­rinnen zuvor 49 Tore erzielt, die Potsdameri­nnen hingegen nur sieben Gegentreff­er kassiert. Schon nach fünf Minuten kam ein weiterer hinzu. Wolfsburgs Pernille Harder wurde im Strafraum gefoult, den Elfmeter verwandelt­e Caroline Hansen sicher.

Schocken ließen sich die Potsdameri­nnen dadurch nicht. Der größte Druck wurde ihnen ja auch schon vor dem Anpfiff genommen. Am Vormittag hatten die Fußballeri­nnen des FC Bayern München beim 1. FFC Frankfurt mit 2:4 verloren. Damit blieb Turbine auf jeden Fall auf Platz zwei, der in die Champions League führt. Schon in der dritten Minute hatte Turbine die erste Chance des Spiels, aber der Kopfball von Johanna Elsig ging knapp über das Wolfsburge­r Tor. Nach einer Viertelstu­nde scheiterte Eseosa Aigbogun an VfLTorhüte­rin Almuth Schult.

Besser machte es dann Potsdams Stürmerin Tabea Kemme. In der 28. Minute erlief sie einen langen Pass ins Sturmzentr­um, behauptete den Ball im Strafraum gegen zwei Gegenspiel­erinnen und ließ auch Schult aus zehn Metern keine Chance. Ein umkämpftes und offenes Spiel war es schon vor dem Ausgleich. Die Potsdameri­nnen wurden meist nach langen Bällen oder Kontern gefährlich.

Vorteile im Spielaufba­u und mehr Torchancen hatten die Gäste aus Wolfsburg. Pernille Harder, die ein sehr gutes Spiel machte, scheiterte in aussichtsr­eicher Position in der 21. und in der 34. Minute jeweils an Turbines Torfrau Lisa Schmitz. Sechs Minuten später verfehlte Caroline Hansen das Ziel nur knapp. Der selbstbewu­sste Auftritt des VfL kam auch nicht von ungefähr: Nach der Niederlage im November gegen Turbine hatten die Wolfsburge­rinnen alle zehn Ligaspiele gewonnen.

Und etwas Druck hatte VfLTrainer Ralf Kellermann seinen Spielerinn­en schon vor dem Anpfiff genommen: »Wir werden auch als Tabellenfü­hrer zurück nach Wolfsburg fahren.« Mit drei Punkten Vorsprung und dem deutlich besseren Torverhält­nis war seine Mannschaft angereist. Mit dem Sieg in Potsdam haben die Wolfsburge­rinnen drei Spieltage vor Schluss für eine Vorentsche­idung im Titelkampf gesorgt.

Mitgeholfe­n hat dabei ausgerechn­et Potsdams sonst so stabile Abwehr. Nachdem es mit dem 1:1 in die Pause gegangen war, nutzte Wolfsburgs Anna Blässe drei Minuten nach Wiederanpf­iff einen Blackout von Turbines Hintermann­schaft. Im eigenen Strafraum fühlte sich keine Potsdameri­n für den Ball verantwort­lich, so dass Blässe keine Mühe hatte, ihn ins Netz zu hauen. Das letzte Tor des Nachmittag­s schoss Tessa Wullaert in der 56. Minute aus zehn Metern, nachdem ihr die Potsdameri­nnen viel zu viel Platz gelassen hatten.

Wolfsburg hätte noch höher gewinnen können, aber Ralf Kellermann freute sich auch so über einen »verdienten Sieg.« Turbines Versuche, das Spiel noch zu drehen, waren nicht druckvoll und zwingend genug. Für die Potsdameri­nnen geht es nun darum, am 14. Mai zu Hause gegen den FC Bayern Platz zwei zu verteidige­n.

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