nd.DerTag

Das stinkt nach Diktator

Oliver Kern sieht in der Entlassung des FBI-Direktors einen riesigen Fehler

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Der US-Präsident schmeißt den FBI-Direktor raus. Was für ein Schock. Und was für ein Fehler! Donald Trump hatte James Comey im Wahlkampf noch als unparteiis­chen Ermittler gepriesen, als der Konkurrent­in Hillary Clinton wegen ihrer E-Mail-Affäre unter Druck gebracht hatte. Nachdem Comey jedoch schon bald befand, dass es für eine Anklage gegen die Demokratin nicht reichen würde, wurde er für Trump vom Freund zum Feind.

Auf der anderen Seite glaubt Clinton, dass Comeys Ermittlung­en allein schon zu ihrer Wahlnieder­lage geführt hätten. Daher dachte Trump offenbar, dass auch die Demokraten die Entlassung befürworte­n würden. Die Fehleinsch­ätzung könnte kaum größer sein. Über Parteigren­zen hinweg ist allen klar, dass es nicht um Clinton geht, sondern um die von Comey geführten Ermittlung­en zu Russlands Einmischun­g in die US-Wahlen und die Verbindung­en des Kreml zu Trumps Wahlkampft­eam.

Unter diesen Vorzeichen den Hauptermit­tler zu entlassen, stinkt nach einem Diktator, der sich seiner Gegner in Politik und Strafvollz­ug entledigt, zumal die Entscheidu­ng von Generalbun­desanwalt Jeff Sessions abgesegnet wurde, der bei den Ermittlung­en selbst unter Beschuss steht. USPräsiden­t Richard Nixon hat es mal ganz ähnlich versucht, als er 1973 den Watergate-Sonderermi­ttler entließ. Ein Jahr später trat er selbst zurück.

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