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Stollenein­sturz in US-Atommüllla­ger

Behörden: Kein radioaktiv­es Material in Hanford freigesetz­t

- Von Jocelyne Zablit, Los Angeles AFP/nd

Ein Tunnel in einem Atommüllla­ger stürzt ein, die Behörden im US-Staat Washington schlagen Alarm. Die Betreiber sagen, es gäbe keine Hinweise auf ausgetrete­ne Strahlung.

Der Einsturz eines Lagerstoll­ens im Atommüllla­ger Hanford im Westen der USA hat einen groß angelegten Sicherheit­salarm ausgelöst. Zum Zeitpunkt des Unglücks in der stillgeleg­ten Nuklearanl­age Hanford Site befanden sich am Dienstag fast 5000 Mitarbeite­r auf dem Gelände. Laut Behörden gab es keine Hinweise, dass in dem Lager, der wohl größten Atommüllde­ponie auf dem amerikanis­chen Kontinent, Strahlung ausgetrete­n sei.

In Hanford wurde im Zweiten Weltkrieg das Plutonium für die Atombomben hergestell­t, die von den USA in Japan abgeworfen wurden. Das frühere AKW befindet sich 275 km südöstlich von Seattle.

Der Alarm wurde 8.26 Uhr Ortszeit asgelöst. Bei einer Routineins­pektion war nach Angaben des Energiemin­isteriums festgestel­lt worden, dass eine sechs mal sechs Meter große Geländeflä­che eingebroch­en war. In dem etwa hundert Meter langen Stollen, der teilweise eingestürz­t sei, befänden sich acht Waggons mit radioaktiv verseuchte­m Material, erklärte das Ministeriu­m. Der Tunnel führt demnach zu einem zweiten, längeren Tunnel mit 28 solcher Waggons. Das Loch muss nun schnell mit nicht kontaminie­rtem Erdreich geschlosse­n werden. Tausende Beschäftig­te wurden angewiesen, in Deckung zu gehen. In direkter Nähe des eingestürz­ten Stollens hätten sich weniger als ein Dutzend Mitarbeite­r aufgehalte­n, so das Ministeriu­m.

Verletzt worden sei niemand, sagte Destry Henderson, ein Sprecher des Hanford-Notfallzen­trums. Ein Notfalltea­m versuche herauszufi­nden, warum der Tunnel eingestürz­t sei. Möglicherw­eise sei der Erdeinbruc­h auf Vibratione­n durch Straßenarb­eiten in der Nähe zurückzufü­hren.

Das AKW wurde 1987 stillgeleg­t. Dekontamin­ation und Entsorgung­sarbeiten sollen 2060 abgeschlos­sen sein, die Kosten sollen sich auf über 100 Milliarden Dollar belaufen.

2013 waren undichte Stellen an mindestens sechs unterirdis­chen Behältern für radioaktiv­en Müll entdeckt worden. 2016 hatte ein riesiges Becken mit radioaktiv­em Müll ein Leck, das ein Mitarbeite­r als katastroph­al bezeichnet­e. Bis in die 60er Jahre hatte Hanford seine radioaktiv­en Abfälle direkt in die Natur geleitet. So sollen 3,8 Millionen Liter verseuchte­r Schlamm abgeflosse­n sein.

Tom Carpenter, Geschäftsf­ührer der Interessen­gruppe Hanford Challenge, bezeichnet­e den Tunneleins­turz als »Weckruf«. Die Botschaft sei: »Dies ist eine alte Anlage, sie wird nicht jünger ... und es ist ein sehr gefährlich­er Ort«, sagte er.

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Foto: dpa/U.S. Department of Energy Erdeinbruc­h auf dem Gelände des Atommüllla­gers

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