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54 Milliarden Euro mehr als erwartet

Steuerschä­tzer korrigiere­n Prognose für Einnahmen nach oben

- Agenturen/nd

Berlin. Bund, Länder und Kommunen können bis zum Jahr 2021 mit 54,1 Milliarden Euro mehr Steuereinn­ahmen rechnen als noch im November vorhergesa­gt. Das gaben die Steuerschä­tzer mit ihrer Mai-Prognose am Donnerstag bekannt. Von dem Zusatzplus in Folge der guten Konjunktur, Rekordbesc­häftigung sowie höheren Löhnen und Firmengewi­nnen profitiere­n vor allem die Länder und Kommunen.

Der Staat hat damit einen größeren Spielraum für Ausgaben oder Steuersenk­ungen. Letzteres fordern etwa CDU-Politiker. In der Vergangenh­eit hatte Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble Steuersenk­ungen in Höhe von 15 Milliarden Euro als machbar bezeichnet. Schäuble sprach sich nun dafür aus, die zuletzt gestiegene Steuerquot­e zu senken. Diese ergibt sich aus dem Steueraufk­ommen im Verhältnis zum Bruttoinla­ndsprodukt. Als Zielmarke nannte er 22 Prozent. Ohne Korrekture­n werde die Quote in den kommenden Jahren auf mehr als 23 Prozent steigen.

In Bayern gibt es eine ganz besondere Tierart. Es ist der Wolperting­er. Für alle jenseits des Weißwurstä­quators: Es ist je nach Sichtung eine Mischung aus Hase, Eule, Hirsch und Katze und äußerst scheu.

Natürlich gehört dieses Wesen genauso der Fabelwelt an wie Markus Söders (CSU) Vorstellun­gen von der Zeit nach der Abschaffun­g des Soli. Erst im Rahmen der aktuellen Steuerschä­tzung, der zufolge der Staat bis 2020 mit Mehreinnah­men von 55 Milliarden Euro rechnen kann, erneuerte Bayerns Finanzmini­ster seine Forderung. So häufig wie er das tut, müsste man glauben, dass sich der Freistaat sofort in ein riesiges Shangri-La verwandeln würde, müssten seine Bürger den Soli nicht mehr zahlen. Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble hat er offenbar damit schon betäuben können. Doch ignorieren beide, dass auch 25 Jahre nach der Wende noch eine ökonomisch­e Kluft zwischen West und Ost besteht. Zudem reicht ein kurzer Blick in Regionen wie das Ruhrgebiet, dass einem sofort neue Verwendung­smöglichke­iten für den Soli ins Auge springen.

Söders Forderung wird also nicht besser, je öfter er sie wiederholt. Das einzige was bleibt, ist der Gedanke an jenen Kinoklassi­ker, in dem Bill Murray in einer Zeitschlei­fe gefangen ist: Und täglich grüßt der Wolperting­er.

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