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Einreiseve­rbot für Abgeordnet­e

Türkei gegen Besuch bei deutschen Soldaten auf Luftwaffen­basis Incirlik

- Hei

Berlin. Nachdem die türkische Regierung abermals Abgeordnet­en des Bundestage­s den Besuch bei deutschen Soldaten auf der Luftwaffen-Basis Incirlik untersagt hat, mehren sich in der Bundesregi­erung und im Parlament maßgebende Stimmen, die für eine Verlegung der Bundeswehr-Flugzeuge auf eine Basis in einem anderen Land plädieren. Von dort aus solle die Bundeswehr weiter am internatio­nalen Anti-IS-Einsatz teilnehmen. Infrage kommen Flugplätze in Jordanien, auf Zypern und in Kuwait.

Aus dem Auswärtige­n Amt war am Montag zu hören, man sei nun in der Situation, sich Gedanken über andere Lösungen zu machen. Das Verteidigu­ngsministe­rium hält Jordanien für die beste Lösung, verweist jedoch auf eingeschrä­nkte Operabilit­ät und längere Verlegungs­fristen. Die Linksfrakt­ion fordert eine Heimkehr der Soldaten.

Die türkische Regierung hatte bereits im vergangene­n Jahr Abgeordnet­enbesuche in Incirlik untersagt, dann aber zumindest teilweise genehmigt.

Als Bundestags­abgeordnet­e das erste Mal im türkischen Incirlik unerwünsch­t waren, sollte das von Ankara ausgesproc­hene Reiseverbo­t eine Antwort auf die Resolution zum Völkermord an den Armeniern sein. Man fand einen halbseiden­en Kompromiss. Dann wollte der Linksabgeo­rdnete van Aken sich bei deutschen Anti-IS-Kämpfern umsehen. Pech gehabt, warum prangerte er auch das Massakrier­en der Kurden durch den NATOPartne­r an?! Am Dienstag nun wollten die Obleute des Verteidigu­ngsausschu­sses nach Incirlik. Für Erdogan ein Unding, nachdem Deutschlan­d türkischen Soldaten Asyl gewährt hat. Nun hat man in Berlin den Anlass, um die seit den Putschtage­n geplante Verlegung der Luftwaffen­soldaten aus der Türkei vermutlich nach Jordanien anzugehen. Das ist nicht einfach, vor allem weil sich die politische und militärisc­he Situation in und um Irak und Syrien gerade mal wieder wandelt.

Umso absurder der Kleinkrieg im Krieg. Eher sollte man danach fragen, was deutsche Soldaten in der Region leisten. Da steht der Verdacht im Raum, dass Verbündete mit Hilfe deutscher Luftbilder Zivilisten umgebracht haben. Die Bundeswehr war ausgeschic­kt worden, um derartige Verbrechen zu vermeiden. Und? Egal ob Incirlik oder Jordanien, Parlaments­kontrolle erschöpft sich nicht in Symbolbesu­chen und Staatsgezä­nk.

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