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Flexibel

- Von Ralf Klingsieck, Paris

Sie sind Brüder im Geiste: Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron und sein designiert­er Premiermin­ister Edouard Philippe. »Macron denkt zu 90 Prozent genauso wie ich«, sagte Philippe Ende 2016. Allerdings glaubte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass der 39-jährige Politik-Neuling Macron im Wahlkampf gegen zahlreiche gestandene Gegenkandi­daten eine Chance hat. Je steiler Macron aufstieg, umso näher kamen sich die beiden. Gemeinsam ist ihnen, dass sie brillante Denker sind und mit ihrem einnehmend­en Wesen Erfolg haben.

Auch ihre Biografie ähnelt einander in vielem. Philippe ist 1970 in Rouen geboren, hat sein Abitur aber in Bonn gemacht, wo sein Vater Direktor des Französisc­hen Gymnasiums war. Wie Macron hat er erst an der Politikhoc­hschule Science Po und dann an der Verwaltung­shochschul­e ENA studiert, die er wie dieser als einer der Besten abschloss. Als Student war auch Philippe Mitglied der Sozialisti­schen Partei, aber nur zwei Jahre lang. 2001 stieß er zum Mitarbeite­rstab des rechten Bürgermeis­ters von Le Havre Antoine Rufenach.

Als Rufenach 2010 das Amt des Bürgermeis­ters von Le Havre niederlegt­e, bestimmte er Philippe zu seinem Nachfolger. Der gewann die Wahl auf Anhieb mit großer Mehrheit, ebenso die Wiederwahl 2014. Zudem wurde er bei der Parlaments­wahl 2012 Abgeordnet­er. Im November 2016 bei der Präsidents­chaftsvorw­ahl der Republikan­er war Edouard Philippe einer der aktivsten Unterstütz­er von Alain Juppé, mit dem er ab 2002 jahrelang zusammenar­beitete. Als Juppé gegen François Fillon scheiterte, wechselte Edouard Philippe nicht zum Sieger. Nicht zuletzt damit dürfte er Macron positiv aufgefalle­n sein.

Mit der Ernennung von Philippe verfolgt Macron ein doppeltes Ziel. Zum einen steht der 43-jährige Bürgermeis­ter von Le Havre für Verjüngung und Erneuerung der Politik, zum andern soll das Noch-Mitglied der rechtsbürg­erlichen Partei der Republikan­er Macrons bislang »linkslasti­ges« Lager nach rechts ausbauen und ihm so zum angestrebt­en Gleichgewi­cht verhelfen.

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Foto: AFP/ Charly Triballeau Frankreich­s designiert­er Premier: Edouard Philippe

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