nd.DerTag

Ein bisschen Privatisie­rung

Autobahnst­reit: SPD erreicht Verbesseru­ngen, doch Schlupflöc­her für Konzerne bleiben

- Inw

Berlin. Die Verschiebu­ng der für Freitag geplanten Abstimmung war ein Erfolg der Kritiker, die vor einer Privatisie­rung der Autobahnen warnen. Nun ging es plötzlich doch ganz schnell: Union und SPD einigten sich am Mittwoch über letzte strittige Punkte und machten damit auch den Weg für den historisch­en Bund-Länder-Finanzpakt frei. SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann betonte, seine Partei habe großen Wert darauf gelegt, dass es nicht zu Privatisie­rungen komme. Die SPD pochte darauf, dass nicht nur ein Privatisie­rungsverbo­t für die Gesellscha­ft und ihre Tochterfir­men in der Verfassung verankert wird, sondern auch Öffentlich-Private-Partnersch­aften (ÖPP) per Grundgeset­z begrenzt werden. Die Kritiker sehen den Fortschrit­t, immerhin soll nun die Beteiligun­g privater Investoren an der Infrastruk­turgesells­chaft im Grundgeset­z ausgeschlo­ssen werden.

Dennoch bleibe die Gründung einer privatrech­tlichen Autobahnve­rwaltung ein »Einstieg in die Privatisie­rung«, sagt LINKE-Verkehrsex­pertin Sabine Leidig gegenüber »nd«. Zudem sorgt für Erstaunen, wie etwas ein Ausschluss von Privatisie­rung sein kann, wenn die Möglichkei­t, ÖPPs einzugehen, bestehen bleibt. Begrenzt zwar in der Größe, aber nicht in der Zahl, wie der Grünen-Haushälter SvenChrist­ian Kindler kritisiert. Die privatisie­rungskriti­sche Initiative »Gemeingut in BürgerInne­nhand« bezeichnet ÖPPs denn auch als »moderne Privatisie­rungsform, das Lieblingsk­ind von Banken und Versicheru­ngen«.

Trotzdem dürfte die Zahl der Gegner in den Regierungs­reihen sinken. Bettina Hagedorn, SPD-Verhandlun­gsführerin und Kritikerin des früheren Entwurfs, wirbt inzwischen für ein Ja. »Gemessen an den ursprüngli­chen Plänen haben wir das Gesetz um 180 Grad gedreht«, kommentier­te sie das Verhandlun­gsergebnis gegenüber dieser Zeitung.

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Foto: imago/photothek

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