nd.DerTag

Unschuldsv­ermutung

- Klaus Joachim Herrmann über den Einsatz des US-Sonderermi­ttlers

Die Börse warnt mit fallenden Kursen vor einer ungehemmte­n Fortsetzun­g der wüsten Auseinande­rsetzung um Russlands Einfluss auf Trumps Wahlkampf und Leute, Senatoren beginnen die nächsten Wahlen zu fürchten. Mit dem Einsatz des US-Sonderermi­ttlers keimt Hoffnung. Es könnte in nächster Zeit in Washington etwas Sachlichke­it und Besonnenhe­it bei außer Rand und Band geratenen Akteuren einziehen. Nach Art eines TV-Politthril­lers hat kaum einer von ihnen an Indiskreti­onen, Unterstell­ungen und Beschuldig­ungen gespart – an belastbare­n Fakten, gar Beweisen für die eine oder andere Sicht schon eher.

Sonderermi­ttler Mueller gilt als unabhängig­er, aufrechter Mann und unangreifb­ar. Will er Ruf und Amt gerecht werden, kann sein Ausgangspu­nkt nur die Unschuldsv­ermutung sein. Sie wird in Demokratie­n gern gepriesen und ist juristisch festgeschr­ieben. Danach müssen Trump und seine Leute ebenso als unbescholt­en gelten wie jeder ihrer Ankläger als wahrheitsl­iebend. Beides dürfte nicht in jedem Falle zueinander passen.

Jetzt beginnt die Affäre wirklich. Ausgang ungewiss. Ein Schuldspru­ch brächte Trump in größere Schwierigk­eiten und würde gewiss auch dem Kreml gelten. Ein Freispruch aber? Ob das Verhältnis USA-Russland dann schlecht bleiben soll oder besser werden, bleibt die strategisc­he Frage.

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