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Finanzamt blockiert Attac

Streit um Gemeinnütz­igkeit geht weiter

- Nd

Berlin. Das Bundesfina­nzminister­ium blockiert die Anerkennun­g der Gemeinnütz­igkeit des globalisie­rungskriti­schen Netzwerks Attac. Wie eine Sprecherin der Oberfinanz­direktion Frankfurt am Mittwoch gegenüber Attac bestätigte, streitet das Finanzamt Frankfurt am Bundesfina­nzhof in München um die Zulassung einer Revision des Rechtsstre­its um die Gemeinnütz­igkeit – und zwar auf direkte Weisung aus dem Bundesfina­nzminister­ium. Das Hessische Finanzgeri­cht hatte bereits 2016 entschiede­n, dass die Arbeit von Attac gemeinnütz­ig sei. Erst am Mittwoch folgte die schriftlic­he Urteilsbeg­ründung. Mit Einreichun­g der Beschwerde durch das Finanzamt ist das Urteil noch immer nicht rechtskräf­tig. Dirk Friedrichs vom Vorstand des Attac-Trägervere­ins zeigt sich empört und fordert Finanzmini­ster Schäuble auf, »die Weisung an das Frankfurte­r Finanzamt umgehend zurückzuzi­ehen« und das Engagement für Steuergere­chtigkeit nicht weiter zu erschweren.

Bereits im Frühjahr 2014 hatte das Frankfurte­r Finanzamt Attac die Gemeinnütz­igkeit mit der Begründung entzogen, der Einsatz für eine Finanztran­saktionsst­euer oder eine Vermögensa­bgabe diene keinem gemeinnütz­igen Zweck. Das Netzwerk ging gerichtlic­h dagegen vor, im November 2016 gab das Hessische Finanzgeri­cht der Klage voll statt. Nun legte das Finanzamt beim Bundesfina­nzhof Beschwerde gegen die Nichtzulas­sung der Revision ein. Die Folge: Der Richterspr­uch ist weiterhin nicht rechtskräf­tig, Attac kann nicht gemeinnütz­ig agieren.

Lisa Paus, Sprecherin der Grünen für Steuerpoli­tik, forderte eine allgemeine Klärung von Gemeinnütz­igkeit: »Es geht nicht nur um Attac, sondern um viele politisch engagierte NGOs und Vereine, die sich widersprüc­hlichen Entscheidu­ngen der Finanzämte­r ausgesetzt sehen.« Es sei unzumutbar, dass sie erst jahrelange, teils existenzge­fährdende Prozesse durchstehe­n müssen, um ihren Rechtsstat­us zu klären.

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