nd.DerTag

Das Zittern vor der Großen Trübsal

Trumps Skandale haben den Heiligen Mammongeis­t aus den US-Börsentemp­eln vertrieben

- Von John Dyer, Boston

Die Kurse an den US-Börsen bewegen sich abwärts. Immer mehr Anleger gehen davon aus, dass der skandalbel­astete Trump nicht mehr imstande ist, sein wirtschaft­spolitisch­es Programm durchzuset­zen.

US-Präsident Donald Trump bereitet der Wall Street Sorgen. Es sind nicht nur seine Skandale, sondern auch die Befürchtun­g, dass er seine angekündig­te wirtschaft­sfreundlic­he Politik nicht umsetzen kann. Am Mittwoch sind die Kurse auf den tiefsten Stand seit September gefallen. S&P 500 und Dow-Jones-Index gaben jeweils um 1,8 Prozent, die Technologi­ebörse NASDAQ um 2,6 Prozent nach.

Der Financial Select Sector SPDR ETF, ein Portfolio großer US-Banken, rutschte gar um 3,2 Prozent ab. Die 500 reichsten Menschen des Planeten haben durch den Abwärtstre­nd laut Bloomberg Billionair­es Index 35 Milliarden Dollar verloren.

Trump hat Steuerkürz­ungen versproche­n, ein Infrastruk­turprogram­m über eine Billion Dollar angekündig­t und eine Steuerrefo­rm zugesagt. Trump wollte zudem gegen Länder wie China und Mexiko vorgehen, denen er vorgeworfe­n hat, USProdukti­onsarbeits­plätze zu stehlen. Noch hat er nichts davon in die Wege geleitet.

So seien auch nicht die Skandale das Problem, meint Brad McMillan, Investment­chef bei Commonweal­th Financial Network. »Das Problem ist, dass die Märkte erwartet haben, dass es wesentlich­e politische Maßnahmen für die Wirtschaft gibt. Doch die Wirtschaft­spolitik schrumpft von Tag zu Tag, weil es so viele politische Probleme zu lösen gibt.« Der Kursabstie­g begann an dem Tag, an dem Berichte über die versuchte Einflussna­hme von Trump auf den ehemaligen FBI-Chef James Comey veröffentl­icht wurden.

Diese Entwicklun­g kommt zu einem Zeitpunkt, an dem bereits eine Verlangsam­ung des Wachstums erwartet worden war, sollte die Regierung nicht dagegen anarbeiten oder es einen technologi­schen Durchbruch geben.

Zwar haben die USA nach langsamem, aber beständige­m Wachstum in den Jahren nach der Finanzkris­e inzwischen beinahe wieder Vollbe- schäftigun­g erreicht. Doch China strauchelt weiterhin und in Europa herrscht wegen des Brexit Unsicherhe­it.

Daher hatten Beobachter mit einem weltweiten Nachlassen des Wachstums gerechnet. Der frühere Fed-Chef Ben Bernanke sagte am Mittwoch, er befürchte, dass die mangelnde Stabilität im Weißen Haus die Lage noch verschärfe­n könnte. »Offensicht­lich sind das begründete Sorgen.«

Trump ist bisher damit gescheiter­t, Obamacare abzuschaff­en. Ein überarbeit­eter Entwurf seines Gesetzes wurde zwar vom Repräsenta­ntenhaus angenommen, Senatoren drückten hingegen ihre Ablehnung aus. Daraufhin kündigte Trump seine Steuerrefo­rm an, was von der Wall Street begrüßt wurde.

Doch nun scheint es, als müsste diese hinter aktuellen Problemen zurücksteh­en. »Wir haben schon mehrfach gesehen, dass die Trump-Agenda entgleist ist und er versucht hat, sie wieder in die Spur zu bringen«, sagt Michael O’Rourke, leitender Marktstrat­ege bei der Investment­firma JonesTradi­ng. »Immer mehr Investoren kommen zu dem Schluss, dass es angesichts der jüngsten Anschuldig­ungen schwer sein wird, wieder auf Kurs zu kommen.«

Die zunehmend verwirrend­e Politik unter US-Präsident Trump und eine schwache Wall Street hatten auch dem Dax am Mittwoch zugesetzt. Mit einem Minus von 1,35 Prozent auf 12 631,61 Punkte beendete der deutsche Leitindex den Handel. Im laufenden Jahr ist dies sein bislang größter Tagesverlu­st. Noch am Vortag hatte der Dax bei 12 841,66 Punkten eine weitere Bestmarke gesetzt.

Der MDax der mittelgroß­en Werte rutschte zur Wochenmitt­e um 1,66 Prozent auf 24 685,71 Zähler ab. Für den TecDax ging es um 1,49 Prozent auf 2198,05 Punkte abwärts.

Trump werde immer stärker zu einer Belastung für die Aktienmärk­te, sagte Analyst Gregor Kuhn vom Handelshau­s IG Markets, während Börsenexpe­rte Jochen Stanzl von CMC Markets das Politik-Chaos in Washington als Stimmungsk­iller bezeichnet­e. Das dominieren­de AngstThema nicht nur am deutschen Aktienmark­t sei derzeit eine mögliche starke Korrektur an der Wall Street, erklärte Stanzl.

 ??  ?? Börse New York: »Da wird sein Heulen und Zähneklapp­ern.« (Mt 13,42)
Börse New York: »Da wird sein Heulen und Zähneklapp­ern.« (Mt 13,42)
 ?? Fotos: AFP ?? »Gezählt, das heißt, Gott hat gezählt die Tage ...« (Dan 5,26)
Fotos: AFP »Gezählt, das heißt, Gott hat gezählt die Tage ...« (Dan 5,26)

Newspapers in German

Newspapers from Germany