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Tories: Zuwanderun­g stark senken

Wahlprogra­mm der Konservati­ven verspricht Briten positive Brexit-Folgen

- Von Peter Stäuber, London

Wenn britische Unternehme­n Ausländer einstellen, sollen sie künftig dafür eine Gebühr zahlen. Das schlagen die konservati­ven Tories in ihrem Programm für die Wahlen am 8. Juni vor.

Genau drei Wochen vor den vorgezogen­en Neuwahlen am 8. Juni hat Premiermin­isterin Theresa May am Donnerstag das Wahlprogra­mm der Konservati­ven Partei vorgestell­t. Wie sie es schon in den Wochen zuvor getan hatte, präsentier­te sie sich als Garantin der Stabilität, die die kommenden Herausford­erungen des EUAustritt­s zu meistern wisse.

Innenpolit­isch signalisie­rte sie eine Abkehr von der Ideologie des Thatcheris­mus und stellte eine größere Rolle für den Staat in Aussicht, etwa in Bezug auf die Industriep­olitik. Sie kritisiert­e die uneingesch­ränkte Unterstütz­ung für den freien Markt und den »eigennützi­gen Individual­ismus«.

Die größte Herausford­erung – ein Wort, das die Premiermin­isterin oft wiederholt­e – sei der bevorstehe­nde Brexit. May versprach erneut, in den Verhandlun­gen mit Brüssel das bestmöglic­he Ergebnis herauszusc­hlagen. Sie betonte, dass sie keine Absicht habe, den Austritt nur halbherzig umzusetzen: »Wir werden die Europäisch­e Union verlassen und die Kontrolle über unser Geld, unsere Grenzen und unsere Gesetze wiedererla­ngen.« Sie strebe jedoch eine »tie- fe und besondere Partnersch­aft« mit der EU an.

Das Wahlmanife­st hält fest, dass die Einwanderu­ng markant gesenkt werden soll: Von rund 270 000 pro Jahr auf weniger als 100 000. Dazu soll sowohl die Immigratio­n aus anderen EU-Ländern als auch die aus Übersee stark reduziert werden. Dieses Ziel wiederhole­n die Tories seit vielen Jahren, ohne der anvisierte­n Zahl jemals näher gekommen zu sein. Dank Brexit verspreche­n sie sich, die gewünschte Zuwanderun­gskontroll­en endlich umsetzen zu können. Firmen sollten etwa in Zukunft eine höhere Gebühr entrichten, wenn sie ausländisc­he Arbeitskrä­fte einstellen. Allerdings wäre der Preis einer stärkeren Immigratio­nskontroll­e laut Wirtschaft­sexperten hoch: Die unabhängig­e Haushaltsb­ehörde Office for Budget Responsibi­lity hat ausgerechn­et, dass eine Reduktion in diesem Ausmaß zu Einbußen in Höhe von sechs Milliarden Pfund (sieben Milliarden Euro) pro Jahr führen würde.

Insgesamt repräsenti­ert das Wahlprogra­mm einen Versuch, die harte Linie in Bezug auf den EU-Austritt unter Beweis zu stellen, und gleichzeit­ig den Ruf der Tories als Interessen­vertreter der reichen Schichten abzuschütt­eln. Nachdem Jeremy Corbyns Labour-Partei vor einigen Tagen ein klar linkes Wahlprogra­mm vorgestell­t hat, wollen sich auch die Tories als Partei der Arbeitnehm­er profiliere­n. So versprach May bessere Arbeitsbed­ingungen, höhere Löhne, mehr Geld für den Gesundheit­sdienst und tiefere Energiepre­ise. Die Details in Bezug auf viele dieser Vorschläge sind jedoch dünn. Zudem haben einige Programmpu­nkte bereits im Vorfeld zu Kritik geführt. So wollen die Tories im Fall eines Wahlsiegs die Sozialfürs­orge reformiere­n, indem sie Rentner verpflicht­en, in Zukunft mehr Geld aus der eigenen Tasche beizusteue­rn. Auch soll die Bereitstel­lung von kostenlose­n Mahlzeiten für Schulkinde­r gestrichen werden. Vorschläge wie diese sind von der Opposition heftig kritisiert worden. »Hinter der Rhetorik ist dies ein Wahlprogra­mm, das für die Mehrheit der Arbeitnehm­er und Rentner Unsicherhe­it bringen wird«, sagte Andrew Gwynne, Wahlkampfc­hef der Labour-Partei. Er kritisiert­e auch den Plan, die Körperscha­ftssteuer bis 2020 von 20 auf 17 Prozent zu senken – tiefer als in den meisten Industries­taaten.

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Foto: dpa/Danny Lawson Wirft Schatten: May

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