nd.DerTag

Zwei junge Kommissare ...

Ungereimte­s bei der Jagd nach einem Gefährder

- Von René Heilig

Man kann die Geschichte glauben ... Nachdem Anis Amri Terror-Horror über die Hauptstadt gebracht hatte, bekamen es zwei junge Staatsschu­tz-Kommissare mit der Angst zu tun. Sie fälschten ungeschick­t Akten, um nicht gefragt zu werden, warum sie den Terroriste­n nicht rechtzeiti­g dingfest gemacht haben.

Dass zwei junge LKA-Sachbearbe­iter von sich aus so viel kriminelle Energie in sich tragen, um ohne entspreche­nden Wink zu handeln, ist höchst ungewöhnli­ch. Doch am Fall Amri ist ja vieles ungewöhnli­ch. Bereits 13 Monate vor dem Weihnachts­marktansch­lag informiert­e ein V-Mann das LKA in NRW über den späteren Täter. Der wolle »etwas in Deutschlan­d unternehme­n«. Mit einer Kalaschnik­ow. Im Februar 2016 dann chauffiert­e der Spitzel Amri nach Berlin. Das Berliner LKA wurde gebeten, Amri im Auge zu behalten. Bei einer angebliche­n Zufallskon­trolle lasen Polizisten auf Amris Handy, dass der sich übers Sprengstof­fkochen informiert und Kontakt zu IS-Leuten gesucht hatte. Hat zu diesem Zeitpunkt niemand in der Bundesrepu­blik gewusst, dass Amri in Italien wegen Brandstift­ung und Körperverl­etzung im Knast saß? Oder plante das LKA in Düsseldorf deshalb Amris Abschiebun­g? Schließlic­h gehe von dem »eine terroristi­sche Gefahr in Form eines (Selbstmord-)Anschlages aus«. Passiert ist nichts – außer, dass Amri von der Berliner Gefährderl­iste gestrichen wurde. Im Juli dann wurde der spätere Attentäter bei der Routinekon­trolle eines Busses nach Italien bei Friedrichs­hafen mit gefälschte­n Dokumenten aufgegriff­en. Zwei Tage später war er wieder frei.

Ab September gingen mehrfach Warnungen des marokkanis­chen Geheimdien­stes beim BND ein. Die Berliner Staatsanwa­ltschaft aber stellt die Ermittlung­en gegen Amri ein, der inzwischen in der als Islamisten­treffpunkt bekannten Berliner Fussilet-Moschee verkehrte.

Weit jenseits von zwei kleinen Kommissare­n könnte man vermuten, Amri sei im »übergeordn­eten Interesse« benutzt und abgeschirm­t worden. Ist schon toll, dass das Bundesamt für Verfassung­sschutz auf Anhieb 14 AliasNamen kannte, unter denen Amri in Europa unterwegs war ...

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