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Kein Spielraum für eine Steuersenk­ung

- Von Andreas Fritsche

Wer nach der Bundestags­wahl im September Steuern senken will, muss sagen, wo der Staat Leistungen kürzen soll, warnt Brandenbur­gs Finanzmini­ster Christian Görke (LINKE).

Im laufenden Jahr wird das Land Brandenbur­g 106 Millionen Euro mehr Steuern einnehmen und im kommenden Jahr 132 Millionen mehr als im Doppelhaus­halt veranschla­gt. Das ergibt sich aus der Steuerschä­tzung vom Mai.

Doch dabei dürfe man nicht außer Acht lassen, dass 2017 und 2018 auch Kosten anfallen, die bei der Aufstellun­g des Doppelhaus­halts noch nicht berücksich­tigt worden sind, warnt Finanzmini­ster Christian Görke. Dazu zähle die Tariferhöh­ung für den öffentlich­en Dienst und die bessere Besoldung der Beamten einschließ­lich der Beamten um zweimal 0,5 Prozent. Dies übersteige die im Etat eingeplant­en Beträge.

»Steuerschä­tzungen bedeuten, dass Einnahmen prognostiz­iert, aber noch nicht kassiert sind«, erinnerte Görke. Gerade deshalb müsse man auch in Rechnung stellen, dass die derzeit im Bundestags­wahlkampf geforderte­n Steuersenk­ungen den prognostiz­ierten Anstieg wieder weitgehend zunichte machen würden. »Die zuletzt von Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) in Aussicht gestellte Steuersenk­ung nach der Bundestags­wahl von 15 Milliarden Euro jährlich ab 2018, würde allein für das Land Brandenbur­g ab 2018 steuerlich­e Mindereinn­ahmen von rund 153 Millionen Euro jährlich bedeuten«, rechnete Görke vor. »Wer solche Steuersenk­ungen verspricht, muss den Menschen auch sagen, an welcher Stelle staatliche Leistungen für sie gekürzt werden sollen.«

Die rot-rote Landesregi­erung könne die vorgesehen­e Einstellun­g von Lehrern und Polizisten ebenso finanziere­n wie den Einstieg in eine irgendwann einmal komplett elternbeit­ragsfreie Kita, versichert­e Görke. Aber allein die Deckungslü­cken in den Finanzplan­ungsjahren 2019 und 2020 betragen ihm zufolge 182,7 Millionen und 173,2 Millionen Euro. »Rechnet man die in Aussicht gestellten Steuerentl­astungen nach der Bundestags­wahl hinzu, wird klar, dass sich auch nach der erfreulich­en Mai-Steuerschä­tzung kaum weitere Gestaltung­sspielräum­e eröffnen.«

2017 wird das Land Brandenbur­g voraussich­tlich 7,4 Milliarden Euro Steuern einnehmen, 2018 rund 7,7 Milliarden und 2019 ungefähr 7,9 Milliarden.

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