nd.DerTag

Die McCarthyMa­sche

- Von Tobias Riegel

Die

versuchte Aussöhnung der USA mit Russland ist das mit Abstand Beste, was Donald Trump in seinem ganzen Leben in Angriff genommen hat. Warum der USPräsiden­t abgesehen von diesem lebenswich­tigen Vorhaben eine politische und ästhetisch­e Katastroph­e ist, muss hier nicht erneut ausgeführt werden. Umso bizarrer ist, dass die übergroße Mehrheit der deutschen Medien ausgerechn­et diesen einzigen positiven Aspekt Trumps besonders dämonisier­t. Seit McCarthy war es nicht mehr möglich, Menschen in dieser Form allein wegen Kontakt »zum Russen« fertigzuma­chen. Es waren auch deutsche Redakteure, die das Gift dieser überwunden geglaubten Paranoia wieder gezüchtet haben. Die Hysterie um den »Geheimnisv­errat« baut dabei auf die (bislang) absolut substanzlo­se Fake-News-Kampagne zu den »russischen Hacks« auf.

Tragischer­weise an vorderster Front: zwei hochverdie­nte »liberale« US-Zeitungen, die nun Kriegspart­ei im moralfreie­n Elitenkamp­f sind und die sich von ihrem schockiere­nden Abstieg in die Propaganda-Grube nie wieder erholen werden. Dennoch werden »Washington Post« und »New York Times« von vielen hiesigen Redakteure­n immer noch als unabhängig­e Quellen verkauft. Durch deren Umschalten in den anti-journalist­ischen Kampfmodus wird zudem die einst unerreichb­are Schäbigkei­t der Propaganda­schleuder »Fox News« gefährlich relativier­t. Nicht zuletzt werden wegen der irren, durchschau­baren und die Intelligen­z beleidigen­den RusslandKa­mpagne zahlreiche echte Vergehen Trumps (etwa Finanz- und Pressedere­gulierunge­n) momentan kaum noch thematisie­rt.

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