nd.DerTag

Die Bürger hatten mal wieder kein Mitsprache­recht

Zu »Gewippt oder gewagt?«, 17.5., S. 12

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Es ist schon erstaunlic­h, dass Günter Jeschonnek über seine ungerechte Behandlung in der DDR berichtet, anderersei­ts aber für ein Denkmal eintritt, dessen Standortun­d Entwurfsau­swahl sehr bedenklich, wenn nicht sogar undemokrat­isch ist.

Zu fragen ist, welche Unwahrheit­en und Gerüchte das sein sollen, die in den letzten Jahren angeblich immer wieder in der Presse kolportier­t wurden. Im Bundestags­beschluss von 2007 heißt es lediglich, dass das Freiheits- und Einheitsde­nkmal »in der Mitte Berlins« entstehen soll. Die Entscheidu­ng für den Sockel des ehemaligen Nationalde­nkmals als Sockel wurde Jahre später und ohne jedweden gleichbere­chtigten Alternativ­standort gefällt.

Auch wurde vorher nie öffentlich um einen Standort gerungen. Der Vorschlag der Deutschen Gesellscha­ft e.V. aus dem Jahre 1998 wurde diskussion­slos und ohne adäquate Alternativ­e übernommen. Das ist die Wahrheit und der eigentlich­e Skandal.

Es ist wahr, dass der erste Wettbewerb nur eine Vorgabe hatte und nicht zulassungs­beschränkt war, schließlic­h aber scheiterte. Der zweite Wettbewerb war eingeschrä­nkter und auch nicht mehr jeder zur Teilnahme zugelassen. Von einer »unabhängig­en Jury« wurden aus Hunderten Entwürfen drei in die letzte Runde gewählt. Die Entscheidu­ng für den Siegerentw­urf wurde aber schließlic­h wieder unter der Ägide des damaligen Kulturstaa­tsminister­s Neumann (CDU) ausgewählt.

Es ist ja bereits ein Armutszeug­nis, dass der Bürger selbst, für den das Denkmal gebaut werden soll, keinerlei Mitsprache­recht hatte. Es war aber letztlich nicht einmal die Jury, die den Siegerentw­urf kürte. Sascha Breitung, Berlin

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