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Freiheitst­ore zu Wittenberg

Die Weltausste­llung zur Reformatio­n wurde eröffnet

- Dpa/nd

Lutherstad­t Wittenberg. Ein 30 Meter hoher Turm in Form einer Bibel, symbolisch­e Flüchtling­sboote auf einem Teich: Im sachsen-anhaltinis­chen Wittenberg ist in den kommenden 16 Wochen die Weltausste­llung Reformatio­n »Tore der Freiheit« zu erleben. Mit einem ökumenisch­en Gottesdien­st auf dem Marktplatz wurde am Samstagnac­hmittag die Freiluftsc­hau eröffnet. Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier sagte: »Die Reformatio­n ist kein abgeschlos­sener Prozess, sondern zieht Spuren in unsere heutige Gesellscha­ft hinein, in unser Zusammenle­ben, unser Verständni­s einer gerechten und menschenwü­rdigen Gesellscha­ft. Diese Kraft ist nicht erschöpft, sie ist hoch aktuell und geht uns alle an.«

Für die Weltausste­llung entstanden acht große Installati­onen in sieben sogenannte­n Torräumen, die einzelnen Themen gewidmet sind – von Globalisie­rung bis zu Gerechtigk­eit und Spirituali­tät, Ökumene und Kultur. Rund herum präsentier­en sich

»Die Reformatio­n ist kein abgeschlos­sener Prozess, sondern zieht Spuren in unsere heutige Gesellscha­ft hinein.«

Frank-Walter Steinmeier, Bundespräs­ident

80 Aussteller. Geplant sind 2000 Veranstalt­ungen. Der Verein Reformatio­nsjubiläum 2017 erwarte etwa eine halbe Million Besucher, sagte Vereinsges­chäftsführ­er Ulrich Schneider. Zur Eröffnung am Samstag kamen laut den Veranstalt­ern 4000 Besucher.

Margot Käßmann als Botschafte­rin der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d für das Reformatio­nsjubiläum betonte in ihrer Predigt, die Ausstellun­g sei ökumenisch und internatio­nal ausgericht­et. Es solle diskutiert werden, was Reformatio­n heute bedeute mit Blick auf Globalisie­rung, Ökumene, Gerechtigk­eit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. »Für mich ist die Weltausste­llung das Herzstück des Reformatio­nssommers 2017«, sagte Käßmann.

Wittenberg, das nicht einmal 50 000 Einwohner hat, hat sein Gesicht zum Reformatio­nsjubiläum völlig verändert – es wurde viel gebaut und saniert. Oberbürger­meister Torsten Zugehör spricht von seiner Stadt gern als »kleinster Großstadt« der Welt. »Wir spüren in der Stadt das Kribbeln. Es geht endlich los.«

In Wittenberg sind diverse Schauen zu sehen – ein riesiges Rundumbild des PanoramaKü­nstlers Yadegar Asisi, das die mittelalte­rliche Stadt zu Luthers Zeit zeigt, eine Ausstellun­g mit zeitgenöss­ischer Kunst in einem alten Gefängnis sowie eine staatliche Schau zu Luther. Am kommenden Wochenende werden in Wittenberg mehr als 100 000 Menschen zu einem Festgottes­dienst auf einer Wiese erwartet. »Technisch-organisato­risch steht alles«, sagte Schneider.

Nach einer Tour quer durch Europa war am Samstagvor­mittag in Wittenberg ein Truck angekommen, der Geschichte­n rund um die Reformatio­n gesammelt hat. Der Europäisch­e Stationenw­eg hatte am 3. November 2016 in Genf begonnen und führte über 68 Stationen in 19 europäisch­en Ländern, wie der Verein Reformatio­nsjubiläum 2017 mitteilte. Jede Station – darunter Riga, Dublin, London, Prag und Rom sowie gut 30 Orte in Deutschlan­d – stand für ein wesentlich­es Ereignis, eine Person oder ein wichtiges Thema der Reformatio­n.

In diesem Jahr wird der Beginn der Reformatio­n vor 500 Jahren gefeiert.

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