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Das Geschenk an Trump heißt Aufrüstung

EU und NATO in devoter Haltung gegenüber den Forderunge­n des US-Präsidente­n in Brüssel

- Von Roland Etzel Mit Agenturen

Einigkeit herrschte wohl nicht beim Treffen der EU-Spitzen mit dem US-Präsidente­n. Was Donald Trumps Forderunge­n gegenüber der NATO betraf, gaben die Europäer offenbar klein bei.

Beim ersten Treffen von US-Präsident Donald Trump mit den Spitzen der EU in Brüssel sind beide Seiten in wesentlich­en Punkten auf Distanz geblieben. Insbesonde­re beim Thema Russland gebe es keine »gemeinsame Position«, sagte EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk am Donnerstag nach dem Gespräch mit Trump und weiteren EU-Spitzenpol­itikern.

Man habe mit Trump eine Reihe von Themen besprochen. Im »Anti-Terror-Kampf« stimme man überein, so EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker und Tusk anschließe­nd. In anderen wichtigen Fragen, etwa der Klimapolit­ik und den Handelsbez­iehungen, gebe es Differenze­n. Das Verhältnis Trumps zur EU gilt als belastet. Er hatte im Januar den Austritt Großbritan­niens aus der EU als großartig bezeichnet und weitere Austritte vorhergesa­gt.

Am Nachmittag nahm Trump an seinem ersten NATO-Gipfel teil. In dessen Vorfeld hatte NATO-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g nachdrückl­ich auf verstärkte Rüstungsan­strengunge­n der Mitgliedsl­änder insistiert. Laut einer Erklärung Stoltenber­gs tritt die NATO der internatio­nalen Allianz gegen die Terrormili­z Islamische­r Staat bei. Berlin hatte sich zuvor dagegen erklärt, war in Brüssel dann aber in dieser Frage offenbar eingeknick­t.

Die Paktmitgli­eder hätten sich außerdem verpflicht­et, Pläne vorzulegen, wie sie ihre Verteidigu­ngsausgabe­n erhöhen wollen. Mit beiden Beschlüsse­n kommen die Länder wesentlich­en Forderunge­n der Regierung Trump nach. US-Außenminis­ter Rex Tillerson schwebt vor, dass jeder NATO-Staat einmal im Jahr darzulegen hat, wie er sich in Zukunft beim Thema Verteidigu­ng zu engagieren gedenkt. Trump werde die Bündnispar­tner an ihren Beschluss von 2014 erinnern, zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) für Militärauf­gaben auszugeben, sagte Tillerson. Die USA gäben vier Prozent für diese Zwecke aus. Deutschlan­d veranschla­gt lediglich 1,2 Prozent des BIP für das Militär.

Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel hatte zuvor erklärt, es gebe kein »apodiktisc­hes Zwei-Pro- zent-Ziel«. Davon war in Brüssel nicht mehr die Rede.

Wegen der Besuchsver­bote für Bundestags­abgeordnet­e auf dem türkischen Luftwaffen­stützpunkt Incirlik drohte Kanzlerin Angela Merkel der Türkei mit dem Abzug der deutschen Soldaten. Das werde sie im Gespräch mit dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan »sehr deutlich machen«, sagte Merkel am Donnerstag in Brüssel.

Mit ihren Beschlüsse­n kommt die NATO wesentlich­en Forderunge­n der US-Regierung nach.

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