Duterte verhängt Kriegsrecht
Schwere Kämpfe in der Region Mindanao auf den Philippinen
Marawi. Nach tagelangen Kämpfen mit Islamisten haben philippinische Sicherheitskräfte am Donnerstag die Stadt Marawi bombardiert. Es handele sich um »chirurgische Luftangriffe«, sagte ein Militärsprecher. In der hauptsächlich von Muslimen bewohnten Stadt in der Region Mindanao kämpfen bewaffnete Islamisten seit Dienstag gegen Polizisten und Soldaten. Am Donnerstag waren laut Militär noch 30 bis 40 Islamisten aktiv. Die meisten Einwohner flohen vor der Gewalt.
Aus einem Viertel nahe des Gebäudes der Provinzregierung in der 200 000-Einwohner-Stadt Marawi stiegen schwarze Rauchwolken auf. Nach Angaben der Behörden starben bislang bereits fünf Soldaten, zwei Polizisten sowie 26 Extremisten.
Angesichts der Kämpfe in Marawi hatte der philippinische Präsidenten Rodrigo Duterte das Kriegsrecht über die gesamte Region von Mindanao verhängt. Am Mittwoch drohte er damit, die potenziell ein Jahr lang andauernde Maßnahme auf das gesamte Land auszudehnen.
Die Entscheidung passt ins Bild: Philippinens Präsident Rodrigo Duterte hat in seiner Heimatprovinz Mindanao das Kriegsrecht verhängt. Für drakonische Maßnahmen ist der seit einem Jahr amtierende Staatschef bekannt und vor allem für seinen brutalen »Krieg gegen Drogen«.
Das Kriegsrecht in Mindanao kommt nicht von ungefähr: Die deutsche Hilfsorganisation German Doctors hat sich nach jahrelanger Tätigkeit im März von dort zurückgezogen, weil die Lage unübersichtlich wurde und »sich islamistische Gruppierungen inzwischen auch in anderen Gebieten der Insel ausbreiten«. Und mit dem Argument, dass er verhindern wolle, dass der Islamische Staat auf den Philippinen Fuß fasst, begründete Duterte unter anderem das Kriegsrecht.
Bei der philippinischen Bevölkerung stößt die Politik der harten Hand meist auf Zustimmung, zumindest solange, bis nicht eigene Angehörige der Staatsgewalt zum Opfer fallen. Unter den Tausenden mutmaßlichen Drogenkriminellen, die in den vergangenen Monaten getötet worden sind, sind viele kleine Fische und Süchtige. Dutertes Politik zielt auf die Symptome, nicht auf die Ursachen. 26 Prozent der 100 Millionen Philippinos leben unter der Armutsgrenze von 1,90 US-Dollar pro Tag. Darin liegen die Ursachen für die Konflikte. Mindanao ist Philippinens ärmste Provinz.