nd.DerTag

»Zielrente« statt Garantiere­nte

Grit Gernhardt ärgert sich über die Unternehme­rfreundlic­hkeit der SPD

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2017 ist nicht nur das Reformatio­nsjahr, sondern auch das Jahr der Reformen. Alles, was geht, wird verbessert, schließlic­h muss man den Wählern kurz vor dem Urnengang irgendwas Handfestes anbieten. Oder sollte man, wie im Fall der Neuerungen bei den Betriebsre­nten – von verschlimm­bessern reden? Der große Wurf, als den Arbeitsmin­isterin Andrea Nahles die nach monatelang­en Verhandlun­gen festgeklop­fte Regelung verkaufen will, ist es jedenfalls nicht.

Wieder einmal hat es die SPD nämlich geschafft, mit einer angeblich beschäftig­tenfreundl­icheren Regelung hauptsächl­ich den Unternehme­n gegenüber freundlich zu sein. So müssen diese künftig keine bestimmte Auszahlung­ssumme der Betriebsre­nte mehr garantiere­n, sondern nur eine schwammig formuliert­e »Zielrente«, die je nach Anlageform und -risiko heftig schwanken kann. Das entlastet die Firmen von Rückstellu­ngen, die eigentlich dem Wohl der betrieblic­h Versichert­en dienen sollten.

Zudem sollen Betriebsre­ntenverträ­ge zwischen den Tarifpartn­ern ausgehande­lt werden. Dumm nur für alle, die in einem der vielen Unternehme­n ohne Tarifvertr­ag arbeiten. Gerade die hätten eine Betriebsre­nte am nötigsten, weil ihre staatliche Rente oft nicht ausreicht. Da helfen auch Zuschüsse nicht viel, die Firmen zu Betriebsre­ntenangebo­ten »überreden« sollen. Zumindest die Unternehme­rstimmen sollten der SPD im September also sicher sein.

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