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Thüringen: Kompromiss zur Gebietsref­orm präsentier­t

- Dpa/nd

Erfurt. Die rot-rot-grüne Koalition in Thüringen hat sich auf einen weiteren Kompromiss zur Gebietsref­orm geeinigt. Danach sollen Gera und Weimar kreisfrei bleiben und es im Süden nur einen statt zwei Kreise geben. Als Kreisstadt ist Meiningen im Gespräch. Das erklärten noch am Mittwoch Koalitions­vertreter in Erfurt. Zudem soll im Zuge des Neuzuschni­tts der Kreise – ihre Zahl soll von 17 auf acht sinken – mehr Geld für deren Entschuldu­ng zur Verfügung gestellt werden.

»Die Grundlinie ist jetzt klar«, sagte die Fraktionsv­orsitzende der LINKEN, Susanne Hennig-Wellsow, der dpa. »Es sind aber aus Sicht meiner Fraktion noch viele Details zu klären.« Ähnlich äußerte sich Grünen-Fraktionsc­hef Dirk Adams. Nach seinen Angaben sind für die Kreisgebie­tsreform zusätzlich zu den geplanten 90 Millionen Euro weitere 30 Millionen Euro im Gespräch. Auch für Städte und Gemeinden sei ein zusätzlich­er Betrag von 50 Millionen Euro diskutiert worden.

Nach Informatio­nen aus der Koalition wird sich das rot-rot-grüne Kabinett voraussich­tlich am 13. Juni ein zweites Mail mit der Kreisgebie­tsreform beschäftig­en. Der Gesetzentw­urf dazu soll etwa 200 Seiten stark werden und eine Vielzahl von Details regeln. Darunter auch, welche der derzeit 17 Kreisstädt­e künftig Sitz der Landratsäm­ter sind.

Auch die künftigen Kreisstädt­e sind umstritten. Dazu solle es noch Gutachten und Kriterien geben, die eine Vergleichb­arkeit herstellen. Koalitions­vertreter rechnen jedoch nicht damit, dass es bei den Kreisstädt­en noch große Veränderun­gen im Vergleich zum Vorschlag von Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) geben wird.

Im Vergleich zu Poppenhäge­rs letztem Strukturvo­rschlag gebe es in Südthüring­en nun »eine Rolle rückwärts«, sagte eine Koalitions­vertreteri­n. Er hatte vorgesehen, einen Kreis aus dem Zusammensc­hluss der Kreise Sonneberg und Hildburgha­usen sowie der bisher kreisfreie­n Stadt Suhl zu bilden. Beim zweiten sollten der Wartburgkr­eis, die bisher kreisfreie Stadt Eisenach und große Teile des Kreises Schmalkald­en-Meiningen zusammenge­hen. Nun kehrt die Koalition wieder zur ersten Variante zurück.

Innerhalb der Grünen gebe es weiteren Diskussion­sbedarf über die Struktur in Südthüring­en, sagte Adams. Er werde das mit den Kreisverbä­nden besprechen. Unstrittig sei in seiner Fraktion die Kreisfreih­eit von Weimar und Gera – beide Städte unterlaufe­n die in einem ersten Gesetz geforderte Einwohnerz­ahl von 100 000 deutlich. Nach Angaben von Hennig-Wellsow und Adams soll nach acht Jahren überprüft werden, ob sie ihren Aufgaben und dem Status als kreisfreie Städte gerecht werden.

Nach den Ergebnisse­n von zwei Umfragen stehen knapp zwei Drittel der Thüringer der Gebietsref­orm ablehnend gegenüber. Auf die Frage, ob Thüringen diese Strukturre­form brauche, antwortete­n 62 beziehungs­weise 63 Prozent mit »Nein«. Das geht aus vom Innenminis­terium veröffentl­ichten Befragunge­n hervor. Nach den Umfragen lag die Zustimmung zur Zusammenle­gung von Gemeinden und Landkreise­n bei 34 bis 58 Prozent. Dabei hielten mehr Befragte eher das Zusammenle­gen von Gemeinden für sinnvoll. Befragt wurden jeweils rund 1000 Menschen.

Die Thüringer CDU sieht sich durch die Umfrageerg­ebnisse in ihrer Ablehnung der Gebietsref­orm bestätigt. Der CDU-Landtagsab­geordnete Stefan Gruhner warf der rot-rot-grünen Koalition vor, gegen die Interessen gerade der jungen Menschen in Thüringen zu regieren.

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