Hexenjagd des Dunkelluthers
Es sollen auch die »dunklen Flecken«, die »dunklen Seiten« an Luther aufgedeckt werden, heißt es neuerdings. Wer allerdings die Veranstaltungskalender der Gemeinden, die Medien und Filme zu Luther studiert, wird von diesen »dunklen Flecken« nur wenig erfahren, sondern mehr von seinen verheißungsvollen Ansätzen in seinen frühen Reformationsjahren: Von seinem couragierten Kampf »wider das Papsttum«, von seinen Aussagen zur »Freiheit eines Christenmenschen«, worauf auch die Unterdrückten, besonders die Bauern setzten, bis sie von ihm schließlich verraten wurden, von seinen Vorstellungen zum »Priestertum aller Gläubigen«, die durchaus zu einer demokratischen Entwicklung in Deutschland hätten führen können – jedoch durch seine Hinwendung zur Obrigkeit aufgegeben wurden ... Spätestens seit seinem Verrat an den Bauern hat sich Luther aus der Entwicklungsgeschichte hin zu den Menschenrechten, zur Demokratie, zur Toleranz abgemeldet. Mit der befreienden Heilsbotschaft Jesu haben seine Ausfälle gegen die Bauern nicht, aber auch gar nichts mehr zu tun.
Es sind aber nicht nur die »dunklen Flecken« in Bezug auf die Bauern auszumachen, sondern immer mehr wird bekannt, dass gegen alle, die nicht seiner Meinung waren oder seiner Moralvorstellung entsprachen, der Bannfluch der Vernichtung geschleudert wurde: Nach den Bauern gegen die »Hexen« (Zauberer), die Täufer, die Ehebrecher, die Behinderten, die Homosexuellen, die ungehorsamen Kinder, die er dem Henker oder dem Streckebein (Folterer) überließ. Vor allem aber waren »die Juden« seine Feinde. Dass er auch höchst despektierlich über »die Frauen« sprach und die Vernunft als »Teufelshure« verunglimpfte, soll nicht unerwähnt bleiben! ...
Dieses kleine Brevier ... soll helfen, die genannten »dunklen Flecken« bei Luther, die, bildlich gesprochen, eine pechrabenschwarze Leinwand ergeben, einmal gründlich auszuleuchten und die gesellschaftspolitischen Nachwirkungen darauf zu ermitteln.
Aus der Vorrede von Pastor i.R. Hartwig Hohnsbein »Der Dunkelluther und sein Erbe. Rede wider den herrschenden Luther-Mythos« (Verlag Schön und Wider, 59 S., br., 7 €, zu bestellen auch beim Autor, Romstr. 70, 37079 Göttingen); der Theologe ist mit einem Stand über die Hexenverfolgungen auf dem »Markt der Möglichkeiten« beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin vertreten, Messehalle 4.2 B22.