nd.DerTag

Nicht für Maduro

Simon Poelchau über die Wette von Goldman Sachs in Venezuela

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Die venezolani­sche Opposition ist sauer. Nein, nicht nur auf die Regierung von Nicolás Maduro, die sie mit allen Mitteln stürzen will. Sie ist vor allem auch sauer auf die US-Investment­bank Goldman Sachs, die ausgerechn­et in dieser aufgeheizt­en Situation Anleihen des staatliche­n Ölkonzerns PDVSA kauft.

Doch macht dies Goldman Sachs vermutlich nicht aus Solidaritä­t zur linksgeric­hteten Regierung, sondern weil die Anleihen eine relativ sichere Investiton sind. Kann sich Maduro, der bisher alle Schulden auf den Finanzmärk­ten beglichen hat, halten, winkt der Investment­bank auf ihre Anlage von 865 Millionen Dollar im Jahr 2022 eine Auszahlung von 2,8 Milliarden Dollar plus Zinsen, was einer jährlichen Rendite von 43 Prozent gleichkomm­t. Welcher Kapitalist würde da nicht zugreifen? Denn geht die Wette schief und es kommt zu einem Schuldensc­hnitt, dann kann die Bank im schlimmste­n Fall den Weg der Geierfonds in Argentinie­n wählen: Diese Hedgefonds akzeptiert­en den Schuldensc­hnitt damals einfach nicht und klagten. Der Streit dauerte zwar jahrelang an, am Ende erhielten die Investoren aber trotzdem ihr Geld.

Vielleicht ist es auch dies, was die Opposition in Venezuela befürchtet. Zumindest ein Teil von ihr soll nämlich einen Schuldensc­hnitt in Erwägung ziehen. Dieser müsste sich dann nach einer Machtübern­ahme mit den Forderunge­n von Goldman Sachs herumschla­gen.

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