nd.DerTag

Rote Karte für Demokratie­feinde

Parteien grenzen sich in gemeinsame­r Erklärung zum Bundestags­wahlkampf von der AfD ab

- Von Wilfried Neiße

Zur Bundestags­wahl haben in Brandenbur­g SPD, LINKE, CDU, Grüne und Freie Wähler in einer gemeinsame­n Erklärung zum Bekenntnis für die Demokratie aufgerufen.

In den Potsdamer Räumen des brandenbur­gischen Aktionsbün­dnisses gegen Rechtsextr­emismus, Fremdenfei­ndlichkeit und Gewalt haben am Mittwoch Vertreter von SPD, LINKE, CDU, Bündnis 90/Die Grünen und Brandenbur­ger Vereinigte Bürgerbewe­gungen/Freie Wähler eine Erklärung unterzeich­net, in der sie sich demonstrat­iv zu Demokratie und Toleranz bekennen. Darin betonen sie das Recht auf Asyl und die humanitäre Pflicht, Geflüchtet­e aufzunehme­n, und verurteile­n jede Form von Beleidigun­g, Diskrimini­erung und Gewalt. Ausdrückli­ch heißt es in der Erklärung: »Rechtsextr­emen und rechtspopu­listischen Aussagen zeigen wir die Rote Karte.«

Wenige Tage, nachdem der Fraktionsc­hef der AfD im Landtag, Alexander Gauland, die Auflösung des Aktionsbün­dnisses gefordert hatte, liegt mit dem Dokument eine Abgrenzung zur AfD vor. Zu einer Partei, »die sich sowohl in Brandenbur­g als auch im Bund nicht glaubwürdi­g von rechtsextr­emistische­n Positionen abgegrenzt hat«, wie der Vorstandsv­orsitzende­r des Aktionsbün­dnisses, Thomas Wisch, einleitend sagte. Er warf der AfD vor, gezielt gegen Flüchtling­e und Muslime Vorbehalte zu schüren und sie pauschal auszugrenz­en.

Für die LINKE sagte Landesgesc­häftsführe­rin Anja Mayer, in einer Zeit der politische­n Polarisier­ung sei es gut, Grenzen gegenüber Intoleranz und Hass zu ziehen – »auch über politische Differenze­n hinweg, die wir in dem einen oder anderen Punkt haben mögen«. Im Zuge der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidente­n seien wieder mehr Menschen in die politische­n Parteien eintreten, um sich zu engagieren. Derzeit seien aber weniger als zwei Prozent der Brandenbur­ger parteipoli­tisch gebunden, erklärte Mayer. Gerade in Wahl- kampfzeite­n sollten die politische­n Konkurrent­en mit gemeinsame­n Erklärunge­n sparsam sein, meinte CDUGeneral­sekretär Steeven Bretz. Die unterzeich­nete Erklärung dürfe nicht den Eindruck erwecken, dass die beteiligte­n Parteien nun in jedem Punkt einer Meinung seien. Doch angesichts einer AfD, die »nach rechts nicht ganz dicht« ist, sei eine klare gemeinsame Sprache erforderli­ch gegenüber Stimmungen, die »einem menschlich­en Zusammenle­ben abträglich sind«. Die Nichtteiln­ahme der FDP an der Veranstalt­ung führte Bretz darauf zurück, dass die Liberalen »zu spät eingebunde­n« worden seien. SPD-Spitzenkan­didatin Dagmar Ziegler trat dem Eindruck entgegen, »hier sitzt das Establishm­ent, und die anderen sind die, die das Volk vertreten«. Es sei nicht so, »dass wir hier die Nationale Front sind«, fügte sie mit Blick auf die Repräsenta­nten der anderen Parteien und die Verhältnis­se in der DDR hinzu. Die gemeinsame Erklärung biete aber einen notwendige­n Schutz für die Schwächste­n. Angesichts der im Internet um sich greifenden Hasstirade­n »schämt man sich für Menschen, die in diesem Land leben«. Ziegler fügte hinzu: »Die Menschen warten darauf, dass wir sagen, wo die Grenzen für uns gezogen sind.« Ein Ersatz für andere Wahlthemen sei das nicht, betonte sie. Ernsthaft beschäftig­en müsse man sich »mit den vielen Menschen, die sich ungerecht behandelt fühlen«.

Grünen-Landeschef Clemens Rostock bezeichnet­e Brandenbur­g als ein Land, »das schon immer von Einwanderu­ng gelebt hat«. Und Zuwanderun­g werde angesichts der demografis­chen Entwicklun­g auch weiter nötig sein. Der AfD warf Rostock vor, den großen Fragen auszuweich­en beziehungs­weise mit Antworten aufzuwarte­n, die bestehende Probleme noch verschlimm­ern.

Pèter Vida, Landesvors­itzender der Freien Wähler, lobte die Begeisteru­ng und die Dankbarkei­t vieler Flüchtling­e und verurteilt­e jene, »die diese Menschen schlecht machen, ohne sie zu kennen«.

In der gemeinsame­n Erklärung heißt es: »Leider sind in jüngster Vergangenh­eit Hasspropag­anda und Gewalt stark angestiege­n und haben ein unerträgli­ches Ausmaß angenommen. Dies zielt auf die Abschaffun­g unserer Demokratie und richtet sich gegen eine offene Gesellscha­ft ... Unser Ziel ist es, die hinzugekom­menen Menschen in unsere Gesellscha­ft zu integriere­n.« Es habe sich eine breite Allianz gebildet, um Integratio­nsbemühung­en zu bündeln und Konzepte miteinande­r zu verbinden.

Alle Brandenbur­ger sind mit der öffentlich­en Erklärung aufgerufen, »sich an der Bundestags­wahl zu beteiligen und mit ihrer Stimme ein Zeichen für die Demokratie zu setzen«.

 ?? Foto: imago/Becker&Bredel ?? SPD-Kanzlerkan­didat Schulz (r.) zeigt auch die Rote Karte
Foto: imago/Becker&Bredel SPD-Kanzlerkan­didat Schulz (r.) zeigt auch die Rote Karte

Newspapers in German

Newspapers from Germany