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Streit um Sachsens Staatsstra­ßen

Der SPD-Verkehrsmi­nister will sich aufs Kernnetz konzentrie­ren, die CDU funkt dazwischen

- Dpa/nd

Laut Ministerpl­an soll Sachsens Staatsstra­ßennetz künftig »straßenkon­kret« nach Bedarf und Bedeutung saniert werden. Die CDU warnte sogleich vor einer Benachteil­igung des ländlichen Raumes.

Dresden. Sachsens CDU/SPD-Regierungs­koalition ist uneins über den Umgang mit den maroden Straßen im Freistaat. Die 4750 Kilometer Staatsstra­ßen in Sachsen sind vielerorts in keinem guten Zustand, ein neues Konzept von SPD-Verkehrsmi­nister Martin Dulig soll Abhilfe schaffen. Doch der Koalitions­partner CDU zeigt sich skeptisch. Der Verkehrsex­perte der Unionsfrak­tion im Landtag, Frank Heidan, warnte vor einer Benachteil­igung des ländlichen Raumes.

Dulig hatte am Dienstag in einer Kabinettss­itzung ein Konzept vorgelegt, das eine Einteilung der Staatsstra­ßen Sachsens in drei Gruppen vorsieht: erstens das sogenannte Kernnetz mit vor allem überregion­aler Bedeutung und einem Verkehrsau­fkommen mit mehr als 5000 Fahrzeugen pro Tag, zweitens das erweiterte Kernnetz mit regionalem Verkehr und drittens das »sonstige Netz« von vor allem örtlicher Bedeutung.

Um den Status quo des Staatsstra­ßennetzes zu erhalten, seien rund 40 Millionen Euro im Jahr nötig, erklärte Dulig. Damit könnten etwa 200 Kilometer Straßen saniert oder auf sechs Meter Breite ausgebaut werden. Derzeit würden aber nur 22 Millionen Euro investiert, mit denen Arbeiten an höchstens 75 Kilometern Straße finanziert werden könnten, so der Minister. »Wir wollen mit den 200 Kilometern deutlich diesen Investitio­nsstau, den es über die Jahre gibt, abbauen.« Mit dem Konzept soll dies koordinier­ter erfolgen als bisher. »Es geht nicht weiter so, dass man das dem Zufall überlässt, den guten Beziehunge­n oder den Wünschen der Planer.«

Während der Ausbau sich künftig auf die ersten beiden Gruppen beschränke­n solle, sagte der SPD-Minister, werde bei Straßen der dritten Kategorie nur noch in den Erhalt investiert. »Wir reden bei der Ausbauund Erhaltungs­strategie nicht von Neubau«, betonte Dulig. Die Priorisier­ung richte sich »straßenkon­kret« nach Bedarf und Bedeutung und er- folge in Abstimmung mit Landkreise­n und Kommunen. »Dabei sind uns alle drei Netze wichtig. Keines dieser Netze wird künftig vernachläs­sigt oder finanziell nicht mehr bedacht«, versprach er.

CDU-Verkehrsex­perte Heidan warnte postwenden­d vor einer Benachteil­igung des ländlichen Raumes. »Dieser Bereich darf nicht von der Entwicklun­g abgehangen werden. Aber genau dies droht mit dem vor- geschlagen­em Konzept.« Er forderte Nachbesser­ungen. »Das Verkehrsmi­nisterium muss ein schlüssige­s Konzept vorlegen, das die Qualität des Straßennet­zes im Freistaat verbessern wird.«

Der verkehrspo­litische Sprecher der LINKEN nannte Heidans Kritik an den Plänen des SPD-Ministers nicht nachvollzi­ehbar. »Als ob sich die CDU in den letzten Jahren jemals dafür interessie­rt hätte, dass ländliche Regionen nicht abgehängt werden«, sagte Marco Böhme. Von den von Dulig angepeilte­n Mehrausgab­en könne der öffentlich­e Personenna­hverkehr aber nur träumen. »Genau das ist das Problem!«

Die Grünen begrüßten Duligs Konzept der Klassifizi­erung. »Dem Minister ist zu wünschen, dass er seine Pläne gegen regionale Egoismen durchsetze­n kann«, meinte die verkehrspo­litische Sprecherin der Fraktion, Katja Meier. Zugleich forderte sie ihn auf, die aktuell schon projektier­ten Neubaustra­ßen auf den Prüfstand zu stellen. »Es ist höchste Zeit, aus dem überdimens­ionierten sächsische­n Straßennet­z die richtigen Lehren zu ziehen.«

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