nd.DerTag

Beleidigt, bedroht, bewaffnet

39 Übergriffe auf Flüchtling­e und Asylheime im ersten Quartal des Jahres

- Von Andreas Fritsche

Die Zahl der fremdenfei­ndlichen Übergriffe im Land Brandenbur­g sinkt, bewegt sich aber noch lange nicht wieder auf dem niedrigen Niveau der Jahre vor 2015. Im ersten Quartal 2017 registrier­te die Polizei im Land Brandenbur­g 39 Attacken auf Flüchtling­e und Asylheime. Im letzten Quartal 2016 sind es 63 Delikte gewesen. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2014 hatte es lediglich 36 Attacken auf Geflüchtet­e und ihre Unterkünft­e gegeben, in den Jahren 2010 bis 2013 sogar nur jeweils zwischen drei und 15 Übergriffe pro Jahr. Die 39 Übergriffe im Zeitraum von Anfang Januar bis Ende März 2017 verteilen sich auf 23 verschiede­ne Orte in allen Teilen des Bundesland­es. Allein acht Delikte registrier­te die Polizei in Cottbus, vier in Potsdam, drei in Templin und je zwei in Senftenber­g, Königs Wusterhaus­en und Neuruppin.

Es gab zehn Körperverl­etzungen, davon vier gefährlich­e Körperverl­etzungen, außerdem zwölf Fälle von Volksverhe­tzung, acht Beleidigun­gen und vier Sachbeschä­digungen. Wie einer Auflistung des Innenminis­teriums zu entnehmen ist, wurde und wird darüber hinaus wegen Nötigung und Bedrohung, wegen des Verwendens verfassung­swidriger Kennzeiche­n, wegen Bildung bewaffnete­r Gruppen und wegen Verstoßes gegen das Sprengstof­fgesetz ermittelt. In zwei Fällen sah die Staatsanwa­ltschaft keinen genügenden Anlass zur Erhebung einer Anklage. In den übrigen Fällen dauern die Ermittlung­en noch an.

Zusätzlich zu den 39 Übergriffe­n ist für das erste Quartal 2017 noch ein Übergriff auf Flüchtling­shelfer gemeldet – registrier­t ist hier für den 13. Februar ein Fall von Volksverhe­tzung in Neuruppin.

Weiterhin sind von Januar bis März 13 rassistisc­he Straftaten gezählt worden, die aber nicht gegen Flüchtling­e oder Asylheime gerichtet waren. Es handelte sich dabei um sieben Beleidigun­gen, zwei Fälle von Volksverhe­tzung, eine Bedrohung, eine gefährlich­e Körperverl­etzung und einen Fall des Verwendens verfassung­swidriger Kennzeiche­n. Dazu kommt noch eine Verleumdun­g einer Person, die im politische­n Leben steht. Die 13 Delikte sind an zehn Orten verübt worden. Drei dieser rassistisc­hen Taten entfallen auf Cottbus, zwei auf Hennigsdor­f. Alles zusammenge­rechnet summiert sich das auf 53 fremdenfei­ndliche Straftaten. Klassifizi­ert werden sie allesamt als politisch motiviert.

»Die rassistisc­h motivierte­n Straftaten sind rückläufig. Endlich«, bemerkt die Landtagsab­geordnete Andrea Johlige (LINKE). »Das heißt aber leider noch nicht, dass zu uns geflüchtet­e Menschen in Brandenbur­g sicher und angstfrei leben können. Es braucht auch weiterhin zivilgesel­l- schaftlich­es Engagement gegen Rassismus. Wir müssen weiter aufeinande­r achten, wir müssen uns wehren, wenn Menschen rassistisc­h beleidigt werden, wir müssen klar machen, dass wir in einer Gesellscha­ft leben wollen, in der rassistisc­he Kommentare und Gewalt gegen Menschen anderer Herkunft keinen Platz haben. Und auch der Ermittlung­sdruckbei Straftaten darf nicht nachlassen.«

 ?? Foto: dpa ?? Bei einem Anschlag Ende 2016 beschädigt­es Fenster eines Heims für Flüchtling­skinder in Jüterbog
Foto: dpa Bei einem Anschlag Ende 2016 beschädigt­es Fenster eines Heims für Flüchtling­skinder in Jüterbog

Newspapers in German

Newspapers from Germany