nd.DerTag

In Erdogans offenen Armen

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Roland Etzel zur türkischen Schützenhi­lfe für Katar

Nun haben sie Katar geradewegs in die Arme der Türkei getrieben. Erdogan, auf der Suche nach Verbündete­n in der Welt des sunnitisch­en Islam, in der er eine Führungsro­lle anstrebt, sagt: Danke, Saudi-Arabien. Dort sieht man nun das Gegenteil des Beabsichti­gten eintreten: Der Emir von Katar, vermeintli­ch isoliert, wird beschützt von türkischen Truppen.

Hätten die Einfädler der Anti-Katar-Kampagne das nicht vorhersehe­n können? Sicher nicht das Trumpeltie­r im orientalis­chen Porzellanl­aden, sehr wohl aber das saudische Königshaus und noch genauer dessen USMilitärb­erater, ohne deren Logistik und Truppen der dem Geist des Mittelalte­rs verhaftete Wahhabiten­staat eher morgen als übermorgen zusammenbr­echen würde.

Die Muslimbrud­erschaften, denen gegenüber sich die saudischen Koranschul­en zu Todfeinden erklärt haben, warum auch immer, haben in der arabischen Welt zwei staatliche Stützen: traditione­ll Katar und, seit der Führerscha­ft Erdogans, die Türkei. Ein Zusammensp­iel beider war bisher nicht recht zustande gekommen, auch aufgrund von Katars Mitgliedsc­haft im saudisch dominierte­n Golfkooper­ationsrat. Das haben die Saudis nun selbst vermasselt. Sie werden erkennen müssen: Nicht Iran und Ruhani sind seine regionalen Hauptrival­en, sondern Erdogans Türkei.

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