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Gedenkort in Kreuzberg fehlt Finanzieru­ng

- Von Nicolas Šustr

Bezirkspol­itiker unterstütz­en Initiative zum Gedenken an das ehemalige jüdische Zwangsarbe­itsamt in der Fontanepro­menade 15. »Es wäre fahrlässig, die Chance verstreich­en zu lassen, an diesem authentisc­hen Ort an die Geschichte der Zwangsarbe­it zu erinnern«, sagt Julian Schwarze auf nd-Anfrage. Der Fraktionsv­orsitzende der Grünen in der Bezirksver­ordnetenve­rsammlung Friedrichs­hain-Kreuzberg war am Dienstagab­end zugegen, als die Initiative »Gedenkort Fontanepro­menade 15« ihr Konzept für das ehemalige jüdische Arbeitsamt vorgestell­t hatte. Rund 26 000 Juden wurden zwischen 1938 und 1945 von der »Zentralen Dienststel­le für Juden« an 260 Berliner Betriebe vermittelt. Der Antisemiti­smus prägte das Straßenbil­d – »Schikanepr­omenade« hieß die Fontanepro­menade bei den Zwangsarbe­itern. Raum für Begegnunge­n, Ausstellun­gen und Lesungen soll es ebenso geben wie für historisch­e Dokumentat­ion, Forschung und Bildung.

»Ich werde in meiner Fraktion und im Bezirkspar­lament für die Realisieru­ng des Projekts werben«, kündigt Schwarze an. »Der Bezirkshau­shalt lässt allerdings wenig Spielraum für finanziell­e Unterstütz­ung«, schränkt er ein. Tatsächlic­h hat auch Kultursena­tor Klaus Lederer (LINKE) zugesicher­t, die Initiative in die Entwicklun­g des auszuarbei­tenden Gesamtkonz­epts zur Zwangsarbe­it einzubezie­hen (»nd« berichtete).

Lothar Eberhardt von der Initiative »Gedenkort Fontanepro­menade 15« hat allerdings Sorge, dass trotz aller entgegenge­brachter Sympathie für das Konzept, die Sicherung des Orts letztlich am Geld scheitern könnte. »Der Eigentümer Marc Brune hat uns gesagt, dass das Haus am 1. Oktober bezugsfert­ig ist«, sagt Eberhardt. Sollte bis dahin keine Finanzieru­ng der Miete gesichert sein, könnten die Räume an andere Interessen­ten gehen. 1500 bis 2000 Euro Monatsmiet­e müssten ab diesem Zeitpunkt aufgebrach­t werden. »Die Initiative wird den Senat nicht aus seiner gedenkpoli­tischen Verantwort­ung entlassen und Wege suchen, um den drohenden Verlust dieses gedenkpoli­tisch einmaligen Ortes abzuwenden«, sagt Eberhardt.

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