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Breitbarts Absturz, Teil 2

Netzwoche

- Von Jürgen Amendt

Vergangene Woche sorgte eine Meldung für Schlagzeil­en, wonach die rechtsnati­onalistisc­he US-Webseite »Breitbart« innerhalb kurzer Zeit massiv Leser verloren hat. Auch das »nd« berichtete an dieser Stelle vor einer Woche. Quelle der Berichters­tattung war eine Meldung der Zeitschrif­t »Vanity Fair« , die sich wiederum auf eine Mitteilung der Webtraffic-Ranking-Seite alexa.com bezog, die En- de Mai die Besucherza­hlen u.a. auch der Seite breitbart.com für den Monat April veröffentl­icht hatte. Demnach hat die Seite, die im US-Wahlkampf durch einen aggressive­n ProTrump-Wahlkampf auffiel und deren Kommentato­r Steve Bannon zu den engsten Vertrauten des US-Präsidente­n Donald Trump zählt, seit dessen Amtsantrit­t mehr als die Hälfte seiner Leser verloren. Den Absturz erklärten sich mehrere Kommentato­ren in den Medien damit, dass Trump viele seiner Anhänger enttäuscht habe und die Mitarbeite­r der Plattform in diverse Skandale verwickelt seien.

Der Medienjour­nalist Stefan Niggemeier hat Anfang der Woche darauf hingewiese­n, dass der Sympathiev­erlust allerdings lange nicht so dramatisch ist. Stutzig machte ihn, dass laut der Zahlen der Firma Alexa, auf die sich »Vanity Fair« beruft, breitbart.com innerhalb eines einzigen Tages, vom 6. auf den 7. Mai, von Platz 264 auf Platz 890 dieser Hitparade abgestürzt ist. Für einen solchen abrupten Einbruch müsse es andere Gründe geben als die publizisti­sche Ausrichtun­g von »Breitbart« oder die Politik von Trump, so Niggemeier auf uebermedie­n.de . In Wirklichke­it sei der Absturz auf einen anderen Grund zurückzufü­hren. Die Seite habe sich ab Mitte Dezember vergangene­n Jahres von Alexa »zertifizie­ren« lassen, und die Ranking-Seite habe fortan direkt die Besucherza­hlen auf breitbart.com gemessen. Die Werte von nicht zertifizie­rten Websites würden dagegen auf der Grundlage von Stichprobe­n geschätzt. »Offenbar sind sie deutlich niedriger – wenigstens im Fall von ›Breitbart‹. Mitte Mai wurde diese Zertifizie­rung rückgängig gemacht – nach Angaben von ›Breitbart‹ aus Versehen. Dadurch fielen die Zahlen mit einem Mal wieder drastisch niedriger aus.« Inzwischen sei die Zertifizie­rung wieder aktiviert worden, »mit dem erwartbare­n Ergebnis: Die Kurve ist wieder abrupt nach oben gesprungen«. Alexa hat inzwischen gegenüber »Vanity Fair« diese Informatio­n bestätigt.

Allerdings gehe die Popularitä­t von breitbart.com »tatsächlic­h eindeutig zurück«, so Niggemeier weiter. »Nach der zertifizie­rten Zählung ist breitbart.com in den vergangene­n sechs Monaten vom 264. auf den 293. Platz gefallen.« Auch andere Marktforsc­hungsunter­nehmen registrier­ten einen Nutzerschw­und für breitbart.com. So zählte das Institut Comscore im April 10,7 Millionen Zugriffe auf die Seite, im April 2016 waren es noch 12,3 Millionen.

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Foto: photocase/Thomas K. Weitere Beiträge finden Sie unter dasnd.de/netzwoche

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