nd.DerTag

Revolution im Turnen

Bewertung der Übungen künftig per Lasertechn­ik

- Von Frank Thomas

Eine futuristis­che Technologi­e wird das Turnen in den kommenden Jahren gravierend verändern. Morinari Watanabe, der Präsident des Weltverban­des, stellte am Mittwoch als Gast des Internatio­nalen Deutschen Turnfestes in Berlin einen Zeitplan vor, wie die 3D-Video-Technik zur Bewertung von Turnübunge­n zum Einsatz kommen soll. »Bereits bei der WM im Oktober in Montreal werden erste Tests am Sprung und Pauschenpf­erd erfolgen. Unser Ziel ist es, bei den Olympische­n Spielen 2020 die Technologi­e komplett einzusetze­n«, sagte der Japaner. Vielleicht erfolge schon bei der WM in Stuttgart 2019 die Generalpro­be, kündigte er an.

Bei der neuen, in Japan entwickelt­en, Technologi­e wird mit Hilfe von drei Kameras eine Übung in Tausende Einzelbild­er zerlegt. Die Folge ist ein plastische­s, dreidimens­ionales Bild einer Turnübung. Jeder Winkel, jede noch so geringfügi­ge Abweichung von einer Norm, wird exakt berechnet. So soll der Ausgangswe­rt (D-Note) – der Schwierigk­eitsgrad einer Übung – künftig technisch bestimmt werden können. Bisher leisten diese Bewertung jeweils zwei Kampfricht­er, die nicht vor subjektive­n Fehlern gefeit sind.

Watanabe erhofft sich von der neuen, aber noch sehr kostspieli­gen Technik viel mehr Transparen­z für die Zuschauer. »Sie können die Schwierigk­eiten besser verstehen. Jeder sollte auch Entscheidu­ngen der Kampfricht­er besser nachvollzi­ehen können«, sagte der Japaner. Vorerst kann die Technik aber nicht jene Referees ersetzen, die die Ausführung der einzelnen Elemente bewerten und für die E-Note (Ausführung) zuständig sind.

Vorsichtig­er sieht Alfons Hölzl, Präsident des Deutschen TurnerBund­es, die Projekte des Weltverban­des. Er weiß, dass eine solche Technik Zehntausen­de Euro kosten würde. »Wir brauchen gerechte Bewertunge­n und wir brauchen schnelle Ergebnisse, damit Turnen interessan­t bleibt«, urteilte der Bayer, der aber auch den Breitenund Nachwuchss­port im Blick hat. »Wir dürfen die Kampfricht­er nicht verlieren, denn wir werden die Technik nicht auf allen Ebenen einsetzen können.«

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