nd.DerTag

Karrierean­walt

- Von Sebastian Bähr

Trump war bei der Vorstellun­g seines Favoriten für den Posten des neuen FBI-Chef ganz außer sich: Der Anwalt Christophe­r Wray sei ein »Mann von tadellosen Referenzen«. Er werde ein »kämpferisc­her Wächter des Rechts und ein Beispiel an Integrität« sein. Wenn der US-Präsident einen Kandidaten überrasche­nd in den sozialen Medien ankündigt und derart lobt, ist das für viele ein Grund skeptisch zu sein. Der ehemalige FBIChef James Comey wurde von Trump erst Anfang Mai aufgrund von Ermittlung­en über einen möglichen russischen Einfluss auf die amerikanis­che Präsidents­chaftswahl entlassen. Am Tag vor Comey Aussage vor dem Geheimdien­stausschus­s des Senats präsentier­te der US-Präsident Wray.

Keine leichte Startposit­ion für das mögliche neue Oberhaupt der amerikanis­chen Bundespoli­zei, auch wenn für die »Russlandaf­färe« inzwischen hauptsächl­ich der ehemalige FBI-Direktor Robert Mueller die Verantwort­ung trägt. Das Justizmini­sterium setzte ihn als Sonderermi­ttler ein. Wray wird ungeachtet dessen seine Unabhängig­keit vom Weißen Haus erst unter Beweis stellen müssen, falls er vom Senat mit einer einfachen Mehrheit bestätigt wird.

Der 50-jährige Experte für Wirtschaft­skriminali­tät war nach dem Studium an der Eliteunive­rsität Yale zunächst als Gerichtsas­sistent und Privatanwa­lt tätig. Danach wurde er Bundesanwa­lt im Staat Georgia. Unter Präsident George W. Bush wechselte er 2003 ins Justizmini­sterium, wo er die Abteilung für Verbrechen­sbekämpfun­g leitete. Nach zwei Jahren kehrte Wray zu seiner früheren Tätigkeit als Privatanwa­lt zurück.

Kritiker weisen in dieser Hinsicht vor allem auf die Verbindung­en zu Chris Christie, dem Gouverneur von New Jersey, hin. Wray beriet Christie als Anwalt während des »Brückenska­ndals«. Der Gouverneur wollte mit einer Brückensch­ließung angeblich einen mit ihm verfeindet­en Bürgermeis­ter bestrafen. Auch wird auf die Kanzlei des Anwalts verwiesen, die offenbar die russische Ölfirma Rosneft vertritt. Die Reaktionen auf Wrays Nominierun­g fielen in der amerikanis­chen Politik gemischt aus.

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Foto: dpa/Lawrence Jack Christophe­r Wray, Trumps Kandidat für den Chefposten des FBI

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