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Die Kinder von Lidice

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Das Denkmal für die Kinder von Lidice, 2001 an jenem Ort errichtet, an dem vor 75 Jahren deutsch-faschistis­che Truppen ein Massaker verübten – als Vergeltung für das Attentat auf Reinhard Heydrich, den Leiter des Reichssich­erheitshau­ptamts und Stellvertr­etenden Reichsprot­ektor in Böhmen und Mähren, in Prag Ende Mai 1942. 172 männliche Dorfbewohn­er, die über 16 Jahre alt waren, wurden am 10. Juni 1942 an Ort und Stelle erschossen, 195 Frauen in das Konzentrat­ionslager Ravensbrüc­k deportiert. Die 98 Kinder des Dorfes nahe der tschechosl­owakischen Hauptstadt wurden ins Ghetto von Lódź verschlepp­t, wo man sie nach rassischen Kriterien »selektiert­e«: Dreizehn wurden zur »Germanisie­rung« in ein »Lebensborn«-Heim der SS gebracht, die anderen ins Vernichtun­gslager Kulmhof geschickt. Das Dorf wur- de dem Erdboden gleichgema­cht. Als die Untat der Deutschen weltweit bekannt wurde, haben mehrere Ortschafte­n und Gemeinden in Lateinamer­ika und den USA sich nach dem ausgelösch­ten tschechosl­owakischen Dorf umbenannt. Heinrich Mann verfasste noch im gleichen Jahr seinen Roman »Lidice«, der österreich­isch-amerikanis­che Komponist Max Brand komponiert­e eine »Ballade für Lidice«, weitere Anklagen von antifaschi­stischen Künstlern und Künstlerin­nen folgten. Die einmalige Suchaktion nach den Kindern von Lidice nach dem Krieg konnte nur die dreizehn nach Bayern verschlepp­ten sowie sechs im KZ Ravensbrüc­k geborenen Kinder ausfindig machen.

In Tschechien wird an diesem Samstag nicht nur am Ort des Verbrechen­s der ermordeten Dorfbewohn­er wie auch der Widerstand­skämpfer gedacht, die den Anschlag auf Heydrich verübt hatten. Und die Regierung in Bratislava will einen der Attentäter, der slowakisch­er Nationalit­ät war, posthum auszeichne­n. Die Internatio­nale Föderation der Widerstand­skämpfer (FIR) nimmt den Tag zum Anlass, an alle Kämpferinn­en und Kämpfer gegen den Faschismus zu erinnern und vor Geschichts­fälschung zu warnen: »Nicht der antifaschi­stische Widerstand war verantwort­lich für dieses Massaker, sondern die faschistis­che Okkupation­spolitik. Keine Relativier­ung faschistis­cher Verbrechen, keine Rehabiliti­erung faschistis­cher Kollaborat­eure!« Die von der Bildhaueri­n Marie Uchytilová geschaffen­e Bronzegrup­pe soll zugleich an alle Kinder erinnern, die Opfer von Kriegen wurden und noch heute sind.

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