nd.DerTag

Eine Partei bleibt sich treu

Fabian Lambeck über das am Wochenende verabschie­dete Wahlprogra­mm der LINKEN

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Der Balanceakt zwischen Opposition­s- und Regierungs­wahlkampf, den die LINKE zu bewältigen hat, ist weniger schwierig, seit die SPD in den Umfragen wieder weit hinter die Union zurückgefa­llen ist. Die Schwäche der Genossen aus dem Willy-Brandt-Haus und deren erklärter Unwillen, mit einer LINKEN in eine Regierung zu treten, die an ihren friedenspo­litischen und EU-kritischen Grundsätze­n festhält, befreit die gerade einmal zehn Jahre alte Partei aus der Verlegenhe­it, sich fragen zu müssen, welche ihrer Positionen für SPD und Grüne anschlussf­ähig sein könnten und welche nicht.

Auch wenn Fraktionsc­hef Dietmar Bartsch betont, dass man Kompromiss­e erst nach der Wahl macht: Wären die Vorzeichen andere, hätte die LINKE in Hannover weitaus heftiger diskutiere­n müssen. So aber kann sie halbwegs befreit und mit einem dezidiert linken Programm in den Wahlkampf ziehen. Voraussich­tlich wird sie im Herbst so ziemlich genau das Ergebnis erzielen, das sie auch 2013 erreichte. Je nach Sichtweise kann man das stabil nennen oder als Stagnation kritisiere­n.

Es bleibt aber auch die traurige Erkenntnis, dass es der LINKEN in Zeiten wirtschaft­licher Stabilität schwerfäll­t, bei Wahlen mehr als ihr Stammwähle­rpotenzial zu mobilisier­en. Diesen Stammwähle­rn macht man nun ein Angebot, das diese nicht ablehnen können, bleibt die Partei sich und ihren Grundsätze­n doch treu.

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