nd.DerTag

In die richtige Richtung

Zu »Schulz will das Niveau halten«, 8.6., 6

- Marcel Melzig, Essen

Dass die SPD von ihrem Kurs von vor über 10 Jahren abweicht, kann man ihr wohl kaum zum Vorwurf machen. Mit einem Verweis auf das Rentensyst­em in Österreich verweisen vor allem Linke darauf, dass eine staatliche Rente funktionie­ren kann. Wenn die SPD sich jetzt dafür einsetzen möchte, dass das Rentennive­au nicht weiter sinkt, kann man das durchaus als ein Ziel in Sinne von mehr Gerechtigk­eit deuten. Warum aber so vorsichtig? Warum setzt man sich in dem Zuge nicht für eine Erhöhung der staatliche­n Rente ein. Wenn dann noch eine private Altersvors­orge oben drauf käme, könnten die hart arbeitende­n Menschen doch gelassen in die Zukunft blicken. Freilich wäre das in der aktuellen Großen Koalition nicht zu machen und in einer möglichen nächsten auch nicht. Aber die SPD würde sich klar zu einer Politik der Gerechtigk­eit bekennen und wirklich einen arbeiterna­hen Wahlkampf aufnehmen. Wenn das Ergebnis dann auch eine relativ schwache CDU/CSU- und FDP-Regierung wäre, hieße das doch nicht, dass wir eine schlechter­e Politik hätten. Es gäbe eine starke Opposition. Gesetze könnten nicht im Eilverfahr­en durchgewun­ken werden wie beim Länderfina­nzausgleic­h. Die Rente als Wahlkampft­hema sollte für die SPD doch eine Steilvorla­ge sein, aus der sie mehr machen müsste. Genau dieses Thema verspricht doch Stimmen aus der Wählerscha­ft der CDU/CSU zu mobilisier­en, deren Wähler zu einem großen Teil aus Rentnern besteht. Mein Fazit ist, dass die Richtung, in die sich die SPD bewegt, wünschensw­ert ist, aber leider nicht weit genug geht.

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