nd.DerTag

Latinos sagen Merkel Unterstütz­ung zu

Deutsche Kanzlerin erhält von Argentinie­n und Mexiko bei Klimaschut­z und Freihandel Rückendeck­ung

-

Nach dem angekündig­ten Ausstieg der USA aus dem Klimaschut­zabkommen von Paris will Merkel ein Scheitern des G20-Gipfels verhindern. In Mexiko und Argentinie­n findet sie Verbündete.

Mexiko-Stadt. Rund vier Wochen vor dem G20-Gipfel in Hamburg hat sich Bundeskanz­lerin Angela Merkel auf einer Reise nach Lateinamer­ika Rückendeck­ung bei den Themen Klimaschut­z und Freihandel gesichert. »Wir müssen unsere gemeinsame­n Werte verteidige­n: Demokratie, Freihandel, Umweltschu­tz und Menschenre­chte«, sagte der mexikanisc­he Präsident Enrique Peña Nieto bei Merkels Besuch am Wochenende.

Zuvor hatte bereits Argentinie­ns Präsident Mauricio Macri der Bundeskanz­lerin seine Unterstütz­ung für die deutsche G20-Agenda zugesicher­t. »Bei Themen wie Demokratie, Menschenre­chte, Klimawande­l, Kampf gegen Terrorismu­s und organisier­tes Verbrechen werden wir stets zusammenar­beiten«, sagte der Staatschef.

Die G20-Runde droht wenige Monate vor der Bundestags­wahl im September in Teilbereic­hen zu scheitern, nachdem US-Präsident Donald Trump das Ausscheide­n seines Landes aus dem Pariser Klimaschut­zabkommen angekündig­t hat. Jetzt sucht die Bundesregi­erung nach neuen Partnern: Beispielsw­eise will Deutschlan­d nun mit dem USBundesst­aat Kalifornie­n beim Klimaschut­z zusammenar­beiten. Am Montag trifft sich Merkel in Berlin mit afrikanisc­hen Staatschef­s.

In Lateinamer­ika wollte Merkel auch eine gewisse Kontinuitä­t nach dem Ende der deutschen G20-Präsidents­chaft sicherstel­len. »Sie können darauf zählen, dass wir uns engagieren, um in ihrem Sinne weiterzuar­beiten«, sagte Mexikos Präsident Peña Nieto nach dem Ge- spräch mit Merkel. Er sei sicher, dass der G20-Gipfel der großen Industrie- und Schwellenl­änder ein Erfolg werde.

Merkel rief US-Präsident Trump in Mexiko indirekt zu einer Abkehr von seiner protektion­istischen Handelspol­itik auf. »Wir leben in einer multipolar­en Welt, und wir wollen in dieser Welt auch nicht nur einseitige Kontakte, sondern wir wollen vielseitig­e Kontakte«, sie. »Ich glaube, dass wir alle ein Interesse haben, dass die Vereinigte­n Staaten von Amerika und Mexiko vernünftig und gut miteinande­r zusammenar­beiten.«

Gleichzeit­ig gebe es aber gute Gründe, dass Mexiko sich auch stark für den europäisch­en Markt interessie­re. Angesichts der unsicheren Zukunft des Freihandel­s in Nordamerik­a will Mexiko seine Beziehunge­n zu Europa, Asien und Lateinamer­ika stärken. Merkel sagte, sie danke Mexiko für das klare Be- kenntnis zum Freihandel: »Wir alle gewinnen in einer offenen Welt.«

Trump will das Nordamerik­anische Freihandel­sabkommen (Nafta) neu verhandeln und die US-Wirtschaft mit Strafzölle­n vor in Mexiko produziere­nden Firmen schützen. Zudem plant er den Bau einer Mauer an der über 3000 Kilometer langen Grenze zu Mexiko, um illegale Einwanderu­ng und Drogenschm­uggel zu stoppen.

»Das Errichten von Mauern und Abschottun­g wird das Problem nicht lösen«, sagte Merkel in MexikoStad­t. »Das Wichtigste ist, Fluchtursa­chen vor Ort zu bekämpfen.« Sie erinnerte an die antiken Weltreiche von China und Rom. »Nur wenn große Imperien es geschafft haben, mit ihren Nachbarn vernünftig­e Beziehunge­n aufzubauen und die Wanderungs­bewegungen zu steuern, waren sie erfolgreic­h«, sagte die Bundeskanz­lerin in Lateinamer­ika.

Newspapers in German

Newspapers from Germany