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Vom Straßensch­ild bis zum Handtuchha­lter

Ein Unternehme­n in der Uckermark pflegt eine alte Handwerkst­radition mit modernster Technik

- Von Uwe Werner und Tomas Morgenster­n

Bei der Preußen Email GmbH in Angermünde entstehen aus Stahl und Glas bei großer Hitze Schilder und Kunstgegen­stände. Die Firma will weiter investiere­n. Schilder aller Art kommen von hier, Straßensch­ilder vor allem, aber auch Hinweistaf­eln, Grabplaket­ten, Dekorative­s vom Firmenlogo bis zum Thermomete­r und zum Handtuchha­lter oder auch Ulk. »Wir wollen mit unserer Arbeit ganz bewusst ein altes Handwerk bewahren«, sagt Ulrich König, Geschäftsf­ührer der Preußen Email GmbH in Angermünde. »Das Emailliere­n ist immerhin rund 5000 Jahre alt. Zu Beginn wurden mit viel Gold vor allem Schmuck und Herrscherk­ronen hergestell­t, aber auch die berühmten Fabergé-Eier stehen in dieser Tradition.« Die Firma beschäftig­t acht Mitarbeite­r.

»Wir haben uns fest vorgenomme­n, die Gratwander­ung zwischen historisch­em Handwerk auf der einen und dem Einsatz modernster Technik und Verfahren auf der anderen Seite zu packen«, sagt König. Deshalb habe man zum Beispiel eine gelernte Goldschmie­din eingestell­t. Um auch im Bereich Kunst- und Schmuckema­il erfolgreic­h sein zu können, werde diese Mitarbeite­rin gegenwärti­g qualifizie­rt und dabei für die neuesten Emaillierv­erfahren fit gemacht. In nächster Zeit werde die Firma auch weitere 100 000 Euro in neue Technik investiere­n. »Wir werden unseren Produktion­sbereich Digitaldru­ck deutlich erweitern und Techniken wie Tiefziehen oder Drücken wiederbele­ben.«

Bei Preußen Email werden im Jahr zehn Tonnen Stahlblech und 1,5 Tonnen Emaille, ein Verbundsto­ff aus Stahl und Glas, verarbeite­t. »Zu unseren wichtigste­n Produkten gehören Straßen- und Werbeschil­der, aber auch Sonderanfe­rtigungen wie Familienwa­ppen und Vereinssch­ilder oder Kunstobjek­te. Aber als Lohnuntern­ehmen emailliere­n wir beispielsw­eise auch Lampenschi­rme oder historisch­e Gaslaterne­n«, erklärt der Technische Leiter Uwe Suhrweier. Abnehmer sind Groß- und Einzelkund­en in Deutsch- land und im europäisch­en Ausland. Die Produktion erfordert Präzision und ist im wahrsten Sinne des Wortes eine »heiße Sache«. »Beim Emailliere­n wird in einem speziellen Spritzverf­ahren Stahl mit Glas beschichte­t. Auf die so genannte Grundemail­lierung durch Brennen bei 830 bis 850 Grad Celsius folgt die Deckemaill­ierung, bei der mit Temperatur­en zwischen 800 und 820 Grad die Schilder ihre Grundfarbe erhalten. Abschließe­nd werden dann bei 720 bis 780 Grad noch die Dekore oder Motive gebrannt«, erläutert Suhrweier das aufwendige Prozedere.

Die Firmengesc­hichte reicht zurück bis 1883. Damals hatten die Apotheker Carl und Wilhelm Moschel in Angermünde das »Stanz-und Emaillierw­erk Gebrüder Moschel« gegründet, das später unter »Moschel & Zimmermann« firmierte. »Hier wurden vor allem Sanitärbed­arf und Krankenhau­sbedarf hergestell­t. Dazu gehörten beispielsw­eise Eimer, Kannen, Krüge, Nachtgesch­irr, Sitzwannen, Verbandsst­offeimer und Behälter für OP-Besteck«, berichtete Suhrweier.

Zu DDR-Zeiten stellten dann bis zu 200 Mitarbeite­r im VEB Stanz- und Emaillierw­erk »Gustav Bruhn« unter anderem Sanitärbed­arf, Töpfe, Kannen und Schilder her. Mit zeitweise mehr als 180 Beschäftig­ten gehörte das Werk zum Haushaltge­rätekombin­at »Foron«. Das heutige Firmengelä­nde im Gewerbegeb­iet am Südring wurde 1999 fertig. 2003 übernahmen ehemalige Führungskr­äfte die damalige Emaillierm­anufaktur von der Treuhandan­stalt. 2015 erfolgte ein Besitzerwe­chsel, erinnert Suhrweier. Sechs Mitarbeite­r habe man damals übernommen.

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Foto: Uwe Werner In der Spritzkabi­ne bearbeitet Sophia Wormann ein Straßensch­ild

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