Götter, Tricks und Kunstblut
Bei »American Gods« sind Parallelen zur Fantasywelt Terry Pratchetts nicht zu übersehen
Woran glaubst du? Die Frage spielt in der USSerie »American Gods« eine wichtige Rolle, wenn nicht sogar die entscheidende. »In life you believed in nothing. You will go to nothing« (»Im Leben hast du an nichts geglaubt. Du wirst ins Nichts gehen«), sagt etwa der altägyptische Totengott Anubis zur verstorbenen Laura (Emily Browning), der Frau des Protagonisten Shadow Moon (Ricky Whittle). Die war zu Lebzeiten Angestellte in einem Spielcasino und Adrenalinjunkie mit Hang zu (selbst)zerstörerischen Aktionen. Mit Shadow, einem gutmütigen Kleinkriminellen mit dem großen Wunsch nach Geborgenheit, verbindet sie eine liebevolle, wenn auch biedere Beziehung – wie sich herausstellt sogar über den Tod hinaus.
Doch in der ersten Folge sitzt Shadow zunächst im Knast, aus dem er vorzeitig entlassen wird und anschließend direkt in ein unheilvolles Jobangebot schlittert. Als Mr. Wednesdays (Ian McShane) Bodyguard und Fahrer findet er sich in einem Leben zwischen kriminellen Aktionen, gewalttätigen Angriffen und potenziell tödlichen Wetteinsätzen wieder. Dabei ist ihm – ebenso wie jenen Zuschauern, die den der Serie zugrundeliegenden Roman nicht kennen – zu Beginn völlig unklar, in welche Art Kampf er, der eigentlich nur dringend Geld und eine Beschäftigung brauchte, hineingezogen wurde.
Denn Mr. Wednesday ist nicht der, für den er sich ausgibt, und auch die vielen anderen Gestalten, die die beiden auf ihrer Reise durch die USA treffen, haben zwielichtige Interessen und Hintergründe, die erst nach einigen Folgen klar werden. Ohne zu viel verraten zu wollen: Es geht um den Kampf der alten gegen die neuen Götter, um modern gegen traditionell, gut gegen böse – wobei die Zuordnung zu einer Gruppe nicht immer leicht zu durchschauen ist.
Der britische Fantasyschriftsteller, Comicautor und Drehbuchschreiber Neil Gaiman, bekannt etwa durch die Stop-Motion-Verfilmung seines Kinderbuches »Coraline«, hatte den Serienmachern mit der 2001 erschienenen gleichnamigen Romanvorlage »American Gods« eine schwere Aufgabe vorgelegt. Sein Interesse an USamerikanischer Einwanderungsgeschichte sowie sein Wissen um teils nur in kleinen Gesellschaftsgruppen verbreitete Göttersagen und Mythen mussten für das nach schnell zu konsumierender Unterhaltung lechzende Serienpublikum aufbereitet werden.