nd.DerTag

Eine Frage des Fußballter­rors

Womöglich bekam Katar die FIFA-WM nur, weil es mit Gewalt gedroht hat, meint Bernd Zeller

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In unserem heutigen Bericht beleuchten wir die Folgen, die es für uns hat, dass Katar von seinen Nachbarn als Terrorunte­rstützer eingestuft und behandelt wird. Ob es sich um begründete Vorwürfe handelt, können wir nicht ermessen. Näheres müssen uns die Terrorexpe­rten erklären, etwa, warum ein kleines Land sich so diskrimini­ert fühlt, dass es in die Terrorunte­rstützung gedrängt wird. Da ist wohl Integratio­n in die arabische Welt misslungen. Manche sagen, russische Hacker haben von Trump ablenken wollen und der Emir unterstütz­e nur Israel-Kritiker, die nun die geballte Verschwöru­ng abkriegen. Das kann natürlich alles sein, wir wissen es nicht, und im Buch von Heiko Maas steht nichts darüber, wie man sich in einer solchen Konstellat­ion positionie­rt. Im Zweifel natürlich für das Tolerieren von allem.

Zunächst muss es uns verständli­cherweise beunruhige­n, dass ein ganzer Staat unter Terrorverd­acht gestellt werden kann. Das ist bisher nicht einmal dem Islamische­n Staat passiert. Wir kennen so etwas zwar aus unserer Geschichte, aber die gilt als bestens aufgearbei­tet. Könnte die Bundesrepu­blik oder die EU oder ein Bundesland ebenfalls, dann natürlich unberechti­gt, als Terrorstaa­t eingestuft werden, und wenn ja, von wem? Hier ist die europäisch­e Integratio­n von Vorteil; wir hätten gar keine Nachbarn, die uns so behandeln mögen. Da sind auch die letzten Wahlen in Frankreich oder den Niederland­en oder Österreich ganz gut gelaufen, als dass von da ein solches diplomatis­ches Ungemach drohen könnte. Die EU als solche will auch nicht, selbst Großbritan­nien würde nach dem Austritt zu sehr mit eigenen Problemen beschäftig­t sein. Die Türkei kam mit Nazi-Vorwürfen ge- gen EU und unsere Regierung dem schon sehr nahe, letztlich betroffen waren davon aber nur Bundeswehr­soldaten und besuchswil­lige Parlamenta­rier.

Komplizier­t wird die Lage bei wirtschaft­lichen und sportliche­n Verflechtu­ngen sowie bei Verflechtu­ngen zwischen Wirtschaft und Sport. Man kann behaupten, die Bayern unterstütz­en Katar, wobei natürlich nicht alle Bayern so sind. Die Fußballwel­tmeistersc­haft 2022 soll in Katar stattfinde­n, was schon länger auf Kritik stößt, aber bisher dachte man, das wäre durch Geld in ungeahnten Größenordn­ungen so gekommen. Niemand hätte geahnt, dass womöglich Terrordroh­ungen ausschlagg­ebend gewesen sind und Anschläge abgewendet worden sein könnten durch diese geschickte Verhandlun­gsstrategi­e. Das entspräche ganz der Linie unserer Außenminis­tern Steinmeier und Gabriel, die ihre Funktion immer darin sahen bzw. sehen, die Konfliktpa­rteien aufzuforde­rn, an den Verhandlun­gstisch zurückzuke­hren. Das wurde zwar in der Öffentlich­keit oft als naiv wahrgenomm­en, aber nur, weil man nicht sah, dass damit die Androhung von Sanktionen und Kürzungen der Leistungen verbunden war, so wie das ja bei den Bescheiden der Arbeitsage­nturen auch schon prima funktionie­rt.

Katar hält zudem wichtige Anteile an einem Konzern, der viele Volkswagen produziert, und an einer deutschen Bank. Viele Bankkunden bestätigen den Eindruck, dass die Kundenbetr­euer bei Terrorunte­rstützern geschult worden sein müssen und unterhalb von Milliarden­beträgen nur mäßige Ambitionen entwickeln, weil sie damit zu viel Zeit vergeuden, die eigentlich für Lukrativer­es einzusetze­n wäre. Dies ist natürlich nur subjektive­s Empfinden, das auch bei anderen Geldinstit­uten aufkommen kann.

Schwierige­r einzuschät­zen ist die Sache mit den Autos. Es würde Klarheit schaffen, wenn sich eine Terrororga­nisation zu den manipulier­ten Abgastests bekennen sollte. Katar wäre schon das zweite korrupte Land mit Eigentumsa­nteilen an VW.

Der Emir besitzt eine griechisch­e Insel, hat aber keinen Anteil an den griechisch­en Staatsschu­lden. Er muss also vorläufig nicht gerettet werden. Zu prüfen wäre, ob man dort ein Lager für vor dem IS geflohene Syrer und Iraker einrichten kann.

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Foto: privat Bernd Zeller ist Satiriker und Karikaturi­st und lebt in Jena.

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