nd.DerTag

Lebensleis­tungsrente ist ein Hohn

Zu »Schulz setzt auf Stabilität«, 8.6., S. 1

- Roland Winkler, Aue

Seit Norbert Blüm seinen berühmten Satz sprach wurde die Rente deformiert und den Finanzmärk­ten zurechtger­echnet. Seit Jahrzehnte­n lassen sich Menschen in diesem Lande Demografie und einseitige Rechnereie­n als geradezu naturgeset­zliche Notwendigk­eiten einreden, mit dem Ergebnis, dass der Renteneinr­itt für Millionen zum Armutsrisi­ko wird. Nach zahllosen Reformen sind die Regierende­n stolz auf die neuerliche Rentenrefo­rm.

Mehr als Placebos werden kaum geboten, die verheerend­e Privatisie­rung wird fortgesetz­t und keiner erklärt, warum wachsender Reichtum auf einer Seite, mehr und mehr Armutsrisi­ken auf der anderen generieren muss. Die Rente müsse nach Jahrzehnte­n Arbeit zu sorgenfrei­em leben reichen, ist längst nur noch rituelle Formel. Alle medialen Rechenküns­tler und Rentenexpe­rten erfinden Formeln und Faktoren, die nie den wirklich wachsenden Reichtum einiger weniger in Betracht ziehen.

Wieviel Zynismus und Volksverdu­mmung gehört dazu, den Menschen über Jahrzehnte weiszumach­en, dass es alternativ­los und unfinanzie­rbar sei, ein Rentennive­au zumindest über 50 Prozent zu garantiere­n. Betriebsre­nten sollen nun helfen. Als wäre das etwas Neues und hätten Unternehme­n nicht schon seit Jahren hierbei Veränderun­gen zu ihren Gunsten in Gang gesetzt. Gerade Geringverd­ienern soll es jetzt helfen, mit Entgeltumw­andlung eine bessere Rente zu sichern. Was haben die Rentenrefo­rmen den Versicheru­ngen und Finanzdien­stleistern gebracht? Welch ein Hohn von Lebensleis­tungsrente zu reden. Nach 35 Jahren soll nun die Ost-West-Angleichun­g ein Erfolg sein. Auf welchem Niveau wird nach den Jahren angegliche­n? Von der Westrente, wovon im Osten einst geträumt wurde, bleibt nichts mehr. Im Gegenteil, die Höherbewer­tung entfällt, was das Armutsnive­au erhöht.

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