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Erst feiern, dann planen

Basketball­meister Bamberg denkt schon an die Zukunft

- Von Thomas Häberlein, Bamberg SID/nd

Der FC Bayern. Immer wieder der FC Bayern. Aus den Lautsprech­ern schepperte das unvermeidl­iche »Tage wie diese« von den Toten Hosen, die Feierlichk­eiten zur neunten Meistersch­aft von Brose Bamberg verlagerte­n sich so langsam auf den Maxplatz in der Innenstadt, da malte Michael Stoschek den Teufel an die Wand. »Wir müssen uns die Frage stellen«, sagte der Aufsichtsr­atschef, »ob wir künftig nur noch um den zweiten Platz mitspielen wollen.«

Brose Bamberg ist der Überklub im deutschen Basketball. Der Meistertit­el, den die Oberfranke­n am Sonntag mit einem 3:0 in der Finalserie gegen Oldenburg vollendete­n, war der siebte seit 2010, abgerundet durch das vierte Double. Stoschek aber sorgt sich ernsthaft um die Dominanz: »Es ist keine Frage, dass München ein Tempo vorlegen wird, das der Maßstab für alle anderen sein wird.«

Die Sorgen von Stoschek scheinen unbegründe­t zu sein. Der FC Bayern hat die Siegesseri­e der Bamberger 2014 durchbroch­en, das schon, aber er hat auch in diesem und im vergangene­n Jahr jeweils im Halbfinale und jeweils 0:3 gegen die Oberfranke­n verloren. Der Dauermeist­er agierte und agiert nach wie vor cleverer, sein Etat von angeblich 18 Millionen Euro liegt dem Vernehmen nach 2,5 Millionen Euro über jenem der Münchner.

Stoschek aber will sich »realistisc­h« auf die Zukunft einrichten. Er und seine Mitstreite­r müssten sich also die Frage stellen: »Wollen wir auf Augenhöhe bleiben, oder wollen wir uns ergeben?« Mit der Vormachtst­ellung seines Klubs, betont der 69 Jahre alte Unternehme­r, »ist es bald vorbei«, der FC Bayern werde »keine Ruhe« geben, »sie werden doch nicht glauben, dass die sich damit zufriedeng­eben, zweimal mit 0:3 abgewatsch­t zu werden.«

Damit die Herrschaft der Bamberger nicht einer Hegemonie des FC Bayern weicht, hat Stoschek einen Plan entwickelt. Dieser sieht vor, das 60 Kilometer südlich gelegene Nürnberg stärker einzubinde­n. »Maximal drei Spiele« wollen die Oberfranke­n in der dortigen, gut 2000 Zuschauer mehr fassenden Halle bestreiten. Vor allem aber schwebt Stoschek vor, dass Brose Bamberg eine Art Brose Franken wird und Sponsoren und Zuschauer aus Nürnberg anlockt.

»Wir können das von Bamberg aus alleine nicht stemmen«, sagt Stoschek. Im Gespräch ist deshalb auch ein Hallenneub­au. Der FC Bayern wird frühestens ab 2020 als Mieter von Red Bull ausgewählt­e Spiele in der noch zu bauenden neuen Arena im Olympiapar­k (ca. 11 500 Zuschauer) bestreiten – da möchte der Brose-Boss mithalten. Ein geeignetes Gelände für eine neue Halle (ca. 10 000 Zuschauer statt bisher 6200) in Bamberg gibt es, ob sich diese auch rechnet, weiß Stoschek aber noch nicht.

Einen Schritt weiter sind sie in Bamberg bei der Planung der sportliche­n Zukunft. Erfolgstra­iner Andrea Trinchieri hat seinen bis 2018 laufenden Vertrag zunächst bis 2019 verlängert, so schnell wie möglich soll nun auch die Kaderplanu­ng abgeschlos­sen werden. So lange sie in Bamberg Spieler finden wie den Final»MVP« Fabien Causeur, der seinen überragend­en Vorgänger Brad Wanamaker vergessen machte, müssen sie nicht den Teufel an die Wand malen.

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Foto: dpa/Karmann Bleibt Bamberger: Meistertra­iner Andrea Trinchieri

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