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Schwarz-gelbe Zielgerade

CDU und FDP in NRW wollen ihren Koalitions­vertrag am Freitag präsentier­en

- Von Sebastian Weiermann

Nach nur dreiwöchig­en Koalitions­verhandlun­gen haben sich CDU und FDP in Nordrhein-Westfalen fast auf einen Koalitions­vertrag geeinigt. Am Freitag wollen Armin Laschet und Christian Lindner den Vertrag der Öffentlich­keit vorstellen. Auch danach soll es im schnellen Tempo weitergehe­n. Am 27. Juni soll der Landtag tagen, und dann wollen die beiden Parteien Laschet zum Ministerpr­äsidenten küren. Die baldige Wahl deutet darauf hin, dass die Koalitions­verhandlun­gen relativ unkomplizi­ert verlaufen. Bisher waren Politiker beider Parteien von einer späteren Wahl Laschets im Juli ausgegange­n.

Inhaltlich sind bereits Punkte aus allen Politikber­eichen von den schwarz-gelben Koalitionä­ren vorgestell­t worden. Für den größten Aufschrei dürfte bisher das Thema Studiengeb­ühren gesorgt haben. Als das Thema auf der Tagesordnu­ng stand, demonstrie­rten Studierend­e vor dem Gebäude. CDU und FDP beschlosse­n, entspreche­nde Gebühren für Nicht-EUAuslände­r einzuführe­n und ernteten dafür viel Kritik. Politiker von SPD und LINKEN bezeichnet­en den Plan als Ausländerm­aut im Bereich Bildung. In der Schulpolit­ik haben sich CDU und FDP auf eine Rückkehr zu G9 geeinigt. Gymnasien sollen aber die Möglichkei­t haben, das G8 beizubehal­ten. Für Flüchtling­e soll in NRW die Schulpflic­ht bis zum Alter von 25 angehoben werden. Damit sollen Geflüchtet­e für Ausbildung­en fit gemacht werden. Auch beim Thema Abschiebun­gen sind sich die beiden Parteien einig. Wer eine geringe Bleibepers­pektive habe, soll künftig in Einrichtun­gen des Landes untergebra­cht und vom Land auch wieder abgeschobe­n werden. Damit sollen Kommunen entlastet werden.

Im Themenfeld Innere Sicherheit dürften die Verhandlun­gen zwischen CDU und FDP hart gewesen sein. Aber auch hier gab es Einigungen. Mehr Polizisten sollen eingestell­t und die Videoüberw­achung ausgeweite­t werden. Die von der CDU geforderte Schleierfa­hndung kommt nicht, stattdesse­n soll es eine »strategisc­he Fahndung« geben. Hier soll, im Gegensatz zur Schleierfa­hndung, ein konkreter Anlass für Kontrollen vorliegen müssen. Für Kritik, unter anderem von Amnesty Internatio­nal, sorgt die geplante Abschaffun­g der Kennzeichn­ungspflich­t von Polizisten. Das Prestigepr­ojekt des noch amtierende­n Innenminis­ters Ralf Jäger (SPD), der Blitzermar­athon, wird dagegen abgeschaff­t. Beide Parteien kritisiere­n die Kontrollta­ge schon lange als Showverans­taltungen.

Auch eines der Lieblingsp­rojekte von Hannelore Kraft, der bisherigen SPD-Ministerpr­äsidentin, wird von der kommenden Koalition eingestamp­ft. Unter dem Label »Kein Kind wird zurückgela­ssen« hatte die rot-grüne Regierung in 18 Kommunen Modellproj­ekte gegen Kinderarmu­t gefördert. SchwarzGel­b will die Kinderarmu­t anders angehen. Wie, ist noch unklar.

Das zentrale Thema des Koalitions­vertrages wird aber zweifellos das Vorhaben, NRW zum unternehme­rfreundlic­hen Gründerlan­d zu machen. Hierfür haben die beiden Parteien ein ganzes Maßnahmenp­aket beschlosse­n. Bürokratie soll abgebaut, Umweltaufl­agen sollen herabgeset­zt werden. Gründer sollen unterstütz­t werden und schnelles Internet soll es bald in jedem Industrieg­ebiet geben. Auch nach der vermutlich letzten Verhandlun­gsrunde präsentier­te sich Schwarz-Gelb wirtschaft­sfreundlic­h. Die Zahl der verkaufsof­fenen Sonntage soll von vier auf acht angehoben werden. Die erste Amtshandlu­ng der Regierung wird allerdings ein umfassende­r Kassenstur­z sein. Erst danach könne man die Finanzieru­ng der eigenen Vorhaben genauer bestimmen, hieß es.

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