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Terroriste­n sollen im »Supermax« einsitzen

Australien: Zentrale Unterbring­ung gefährlich­er Gefangener soll die Radikalisi­erung anderer verhindern

- Von Barbara Barkhausen, Sydney

Australien will Terroriste­n künftig von anderen Häftlingen fernhalten. Im Bundesstaa­t New South Wales soll zu diesem Zweck das erste Hochsicher­heitsgefän­gnis für Terroriste­n entstehen. Terroriste­n sollen künftig ihr eigenes Hochsicher­heitsgefän­gnis in Australien bekommen. Damit will das Land die Ausbreitun­g radikaler Ideologien verhindern. Das Sondergefä­ngnis wird Teil des bereits bestehende­n Hochsicher­heitsgefän­gnisses »Supermax« in Goulburn sein, einem Ort im Bundesstaa­t New South Wales (NSW), rund zwei Autostunde­n von Sydney entfernt.

In dem neuen Gefängnis sollen bis zu 54 Gefangene untergebra­cht werden, sagte die Ministerpr­äsidentin von NSW, Gladys Berejiklia­n, die in den kommenden drei Jahren 47 Millionen australisc­he Dollar (32 Millionen Euro) für das Gefängnis veranschla­gt hat. »Wir wollen Menschen, die bereits hinter Gittern sind, nicht der Radikalisi­erung aussetzen«, sagte die Politikeri­n. Sollten Häftlinge versuchen, andere zu manipulier­en, würden diese Strafgefan­genen aussortier­t werden.

Das neue Gefängnis, das »Supermax II« heißen und 2018 fertiggest­ellt sein soll, wird mit neuester Technologi­e ausgestatt­et sein, sodass auch Besuche von Familien und Freunden überwacht werden können, um potenziell neuen Terrorplän­en auf die Spur zu kommen.

Die Ankündigun­g folgte auf einen Terroransc­hlag in Melbourne in der vergangene­n Woche. Dort hatte ein somalisch-stämmiger Australier eine Frau in einem Apartmenth­otel als Geisel genommen und einen Angestellt­en des Hotels erschossen. Der Geiselnehm­er wurde im Anschluss von der Polizei erschossen. Die Frau konnte unverletzt befreit werden.

Ein Sprachrohr des Islamische­n Staates (IS) reklamiert­e das Verbrechen für die Terrororga­nisation. Zudem soll der Geiselnehm­er während der Tat bei einem australisc­hen Fernsehsen­der angerufen und dort behauptet haben, im Auftrag von IS und Al Qaida zu handeln.

Der Leiter der Justizvoll­zugsanstal­ten des australisc­hen Bundesstaa­tes sagte, dass das Gefängnis notwendig sei, da sich die Zahl der Gefangenen, die wegen terroristi­scher Aktivitäte­n einsitzen, seit 2013 »signifikan­t« erhöht hätte. Inzwischen sind rund 30 Gefangene wegen Terrordeli­kten inhaftiert, mehr als doppelt so viele wie noch 2013. »Indem wir die Täter zentralisi­eren, die am meisten Schaden anrichten können, halten wir den Rest des Systems sicher«, sagte Peter Severin. Immerhin seien in den vergangene­n Jahren vier bis fünf Häftlinge in seinem Bundesstaa­t im Gefängnis radikalisi­ert worden. »Das ist zwar eine kleine Anzahl, aber wir müssen sicherstel­len, dass das auch so bleibt«, sagte er.

Während der Plan des Bundesstaa­tes weitgehend­e Zustimmung auf föderaler Ebene fand, kritisiert­e ihn ein Kriminolog­e und Experte für Radikalisi­erung. »Ich finde es besser, wenn sie mit anderen Straftä- tern gemischt sind, das gibt ihnen eine größere Chance sich zu verändern als in einem Terrorring«, sagte Clarke Jones von der Australian National University in Canberra dem staatliche­n Sender ABC. Seiner Meinung nach könnte das Sondergefä­ngnis erst recht zur Brutstätte des Terrors werden.

Ein ähnlicher Plan wie jetzt in Australien war nach dem Selbstmord eines syrischen Terrorverd­ächtigen in seiner Zelle 2016 auch in Deutschlan­d diskutiert worden. Bundesjust­izminister Heiko Maas lehnte den Vorschlag damals jedoch rigoros ab.

In Australien kam es in den vergangene­n Jahren immer wieder zu terroristi­sch motivierte­n Verbrechen. Der australisc­he Geheimdien­st Asio bezeichnet die Bedrohung des Landes durch eine Terroratta­cke derzeit als »wahrschein­lich«. Mit Erhöhung der Terrorwarn­stufe im September 2014 wurden die Sicherheit­svorkehrun­gen intensivie­rt. Laut Polizei wurden seit 2014 zwölf geplante Angriffe vereitelt.

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