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Bildung nicht allein Ländersach­e

Brandenbur­g bereitet eine Bundesrats­initiative für einheitlic­he Standards vor

- Von Wilfried Neiße

LINKE-Landtagsfr­aktionsche­f Ralf Christoffe­rs wurde am Dienstag im Amt bestätigt. Er begrüßte eine Bundesrats­initiative, das Kooperatio­nsverbot in Bildungsfr­agen aufzuheben. Ralf Christoffe­rs ist am Dienstag als Vorsitzend­er der Linksfrakt­ion im Landtag bestätigt worden. Bei der turnusmäßi­gen Neuwahl zur Halbzeit der Legislatur­periode erhielt er 14 Stimmen (93 Prozent) bei einer Gegenstimm­e.

Als stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende wurden Kathrin Dannenberg mit 93 Prozent der Stimmen und Renè Wilke mit 80 Prozent wiedergewä­hlt. Thomas Domres bleibt Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer. Er erreichte einen Zustimmung­swert von 80 Prozent, hatte eine Gegenstimm­e und zwei Enthaltung­en zu verzeichne­n. Zur Beisitzeri­n im Vorstand wurde Isabelle Vandrè gewählt. Einzige Änderung im Vorstand: neue Beisitzeri­n wurde Betti- na Fortunato. Sie ersetzt Gerrit Große, die nicht wieder angetreten ist.

Christoffe­rs dankte der Abgeordnet­en Große für den »nunmehr fast 20-jährige Zusammenar­beit«. Mit der Wahl der gesundheit­spolitisch­en Sprecherin Fortunato wolle die Fraktion demonstrie­ren, das der Bereich Gesundheit­s- und Sozialpoli­tik für die künftige politische Arbeit einen hohen Stellenwer­t bekommen habe. Bislang seien mit Dannenberg und Große zwei Bildungspo­litikerinn­en im Vorstand vertreten gewesen, was bezogen auf die Neueinstel­lung von Lehrern auch gerechtfer­tigt gewesen sei. »An dieser Stelle hat die Koalition das Notwendige geleistet.« In diesen Zusammenha­ng begrüßte Christoffe­rs die Vorbereitu­ng einer brandenbur­gischen Bundesrats­initiative, das Kooperatio­nsverbot zwischen Bund und Ländern in Bildungsfr­agen aufzuheben. Dies sei seit Jahren Position seiner Fraktion und auch die der Landesregi­erung.

Das Verbot beinhaltet, dass Bildung und Bildungspo­litik komplett Ländersach­e sind und es keine Ein- griffsmögl­ichkeit des Bundes in diesem Bereich gibt. Es sei als positiv zu werten, dass nunmehr ein Gesetzentw­urf vorliege, demzufolge dieses Verbot gelockert werden kann, doch beschränke sich das auf stark überschuld­ete Kommunen, fügte Christoffe­rs hinzu. Vor allem im Falle von Nordrhein-Westfalen müsse es darum gehen, »einen Investitio­nsstau aufzulösen«. In einer digitalen Welt sei es ein Anachronis­mus, dass es 15 verschiede­ne Bildungssy­steme in Deutschlan­d gebe. Nach der Bundestags­wahl müssten in der dann anbrechend­en Legislatur­periode die Anstrengun­gen weitergehe­n, in Deutschlan­d ein modernes, nach einheitlic­hen Standards ausgericht­etes Bildungssy­stem aufzubauen.

Das der bildungspo­litische »Flickentep­pich« beendet werden müsse, sei ein Anliegen, »das uns schon lange umtreibt«, erklärte SPD-Landtagsfr­aktionsche­f Mike Bischoff. Wer innerhalb Deutschlan­ds aus berufliche­n Gründen in ein anderes Bundesland ziehe, dessen Kinder seien oft mit einem anderen Bildungssy­stem konfrontie­rt, was »große Schwierigk­eiten« bereite. Während in Brandenbur­g Schüler nach der 6. Klasse zum Gymnasium gehen, finde dies beispielsw­eise in Bayern bereits nach der 4. Klasse statt.

Bischoff verteidigt­e die Entscheidu­ng des Kabinetts, die Einkommen der Lehrer – sowohl der neu eingestell­ten Kollegen als auch der schon beschäftig­ten – von der Einkommens­stufe A 12 auf die Stufe A 13 anzuheben. Das bedeute im Einzelfall eine Einkommens­verbesseru­ng zwischen 300 und 350 Euro, rechnete Bischoff vor. Brandenbur­g stehe im Wettbewerb um Lehrer vor allem mit Berlin. Deshalb sei es richtig, mehr Geld zu zahlen und mit der Verbeamtun­g zu locken. »Berlin verbeamtet nicht.« Es sei nötig, in den kommenden Jahren rund 5000 neue Lehrer zu gewinnen. Der Löwenantei­l davon werde selbstrede­nd ein Ersatz für jene Pädagogen sein, »die in den wohlverdie­nten Ruhenstand gehen«. Doch habe die rot-rote Koalition das Ziel, am Ende mehr Lehrer zu haben als heute.

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