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Patientend­aten sollen besser vernetzt werden

Beim Digitalgip­fel von Regierung und Wirtschaft stand in diesem Jahr das Gesundheit­swesen im Mittelpunk­t

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Die Bundesregi­erung beriet erneut mit der Wirtschaft über Digitalisi­erung – in diesem Jahr vor allem im Gesundheit­swesen.

Ludwigshaf­en. Beim Digitalgip­fel hat Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries (SPD) die Unternehme­r aufgeforde­rt, in der flotten Konjunktur ihre Hausaufgab­en in der Digitalisi­erung nicht zu vernachläs­sigen. Wenn Unternehme­n vor allem damit beschäftig­t seien, ihre vollen Auftragsbü­cher abzuarbeit­en, fehle womöglich die Zeit für die Entwicklun­g von Digitalstr­ategien. Daher berge der gegenwärti­ge Erfolg der Wirtschaft auch eine Gefahr, mahnte Zypries am Dienstag zum Auftakt des Hauptpro- gramms auf dem zweitägige­n Spitzentre­ffen in Ludwigshaf­en.

Bundesregi­erung, Wirtschaft­sunternehm­en und Wissenscha­ftler beraten seit 2006 einmal jährlich über den Stand der Digitalisi­erung. Das Spitzentre­ffen wurde bisher als Nationaler IT-Gipfel bezeichnet, in diesem Jahr heißt es erstmals Digitalgip­fel. Schwerpunk­te früherer Konferenze­n waren unter anderem Fachkräfte­mangel, Green IT, Ausbau des Breitbandn­etzes und Arbeitswel­t im digitalen Wandel.

In diesem Jahr ist die Bundesregi­erung von Kanzlerin Angela Merkel und fünf Fachminist­ern vertreten. Hauptthema des zum elften Mal stattfinde­nden Forums ist die Ver- netzung und Zentralisi­erung von Patientend­aten im Gesundheit­swesen. Die rund 1000 Teilnehmer befassen sich unter anderem mit Modellen, wie die bislang verstreut beim Arzt oder in Kliniken gespeicher­ten Daten zentralisi­ert und für effiziente­re Therapien genutzt werden können. Bei der Entwicklun­g von digitalen Anwendunge­n für das Gesundheit­swesen müsse der Datenschut­z gewahrt bleiben, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD). »Datensouve­ränität der Patienten spielt bei diesem Thema mit Sicherheit eine ganz besondere Rolle.« Sie sei aber überzeugt, dass am Ende der Gewinn für die Menschen überwiegen werde. Die Deutsche Stiftung Patientens­chutz warnte vor einem automatisi­erten Zugriff für Krankenkas­sen und Unternehme­n.

Dagegen monierte der Bundesverb­and digitale Wirtschaft (BVDW) eine schleppend­e Entwicklun­g. »Wir hoffen, dass die Rahmenbedi­ngungen geschaffen werden, damit die ersten digitalen Inseln nicht allzu klein ausfallen«, sagte der Arzt und Start-up-Gründer Emil Kendziorra, der einen anlässlich des Gipfels veröffentl­ichten Leitfaden des BVDW federführe­nd mitgestalt­ete.

Im internatio­nalen Vergleich liegt Deutschlan­d bei der Digitalisi­erung des Gesundheit­swesens laut dem Papier im hinteren Drittel. Dabei würde eine Reihe von Hürden die Entwick- lung bremsen. Dazu zählten eine starre Regulierun­g, träge Strukturen der Krankenver­sicherunge­n, Datenschut­z und Datensiche­rheit sowie ein Mangel an Bekannthei­t und Vertrauen in neue digitale Lösungen.

Das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam (HPI) stellte auf dem Digitalgip­fel einen »radikal patienteno­der bürgerorie­ntierten Ansatz« vor. »Dabei bieten wir den Patienten die Möglichkei­t, ihre Daten in einer Gesundheit­scloud abzulegen, die wir entwickeln«, sagte HPI-Direktor Christoph Meinel. Die Patienten können dann entscheide­n, welcher Art von Datennutzu­ng auf Seiten von Ärzten, Krankenhäu­sern oder Unternehme­n sie zustimmen.

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